Während über 4 Milliarden Jahren ereignete sich seit der Entstehung unseres Sonnensystems ausschliesslich Physikalisches:
Innerhalb von Sternen und im Verlauf von Supernovae waren neue atomare Verbindungen entstanden, die chemischen Elemente. Unser Sonnensystem entstand, die Erde formte sich,...
...die Evolution ereignete sich, Lebensformen entstanden und veränderten sich...
... und wahrnehmende Sinne entstanden.
Im Verlauf dieser rein physikalischen Umwandlungs- und Entstehungsprozesse entwickelte sich im Anschluss an die Bildung organischer Strukturen schliesslich auch biologische Datenerfassung, Datenspeicherung und Datenverarbeitung...
...und führte über bildliche Erinnerungsfähigkeit und Verhaltensanpassungsfähigkeit zu begrifflicher Fähigkeit (Worte, Zahlen, Sätze) und damit zu fortgeschrittener Intelligenz.
Fortgeschrittene Intelligenz ermöglicht
Je besser Frühzeitmenschen die Dinge verstanden, desto höher wurden ihre Überlebenschancen. Fragen unbeantwortet zu lassen beinhaltete ein beachtliches Risiko.
In diversen Bereichen war grundlegendes Verständnis möglich: vor welchen wilden Tieren müssen wir uns wie genau schützen, mit welchen Mitteln können wir die bestmöglichen Waffen für die Jagd oder die Selbstverteidigung schaffen, wie erzeugen wir ein Feuer, wie schützen wir es, und wie verhindern wir Brände, mit welchem Vorgehen halten wir unsere Körper warm, z.B. mit Feuer oder Fellen.
In diesen Bereichen kann man von umfänglichem Wissen und Übereinstimmung sprechen.
Übereinstimmung bestand auch zu jeder Zeit darüber, was grundsätzlich existiert.
1. Was existiert - die physikalische Realität
Das gesamte Sein besteht für ALLE Menschen übereinstimmend aus:
Diese Übereinstimmung betrifft die physikalische Realität, das Reale, das für alle Menschen sinnlich (=physisch, physikalisch) Wahrnehmbare, was gesehen und/oder berührt, gehört, gerochen, geschmeckt werden kann. Bezüglich dieses Wissen gibt es weder grundlegende Uneinigkeiten noch Konflikte.
2. Grundlegende Zusammenhänge
In sämtlichen Kulturen entstanden grundsätzliche Fragen bezüglich "wie ist es?"
"Wo und wie berühren sich Himmel und Erde?" war eine Frage, die gerade noch physikalisch beantwortbar schien. Bei genauer Betrachtung bewegten sich solche Fragen allerdings in die Richtung des Unbeantwortbaren: Am Horizont berühren sich der Himmel und das Meer - was liegt dahinter?
Das Zeitalter der Irrtümer ist geprägt von Konflikten, Metaphysik und Kulten.
Der Übergang in das metaphysische Zeitalter ereignete sich nicht, weil die Physik zurückgewichen wäre. Physik wirkt ausschliesslich und unterbruchlos.
Dieser Übergang geschah, weil es frühen Menschen unmöglich war, alles zu verstehen und richtig zu deuten.
Das physikalische Vorstellungsvermögen der frühen Menschen war bei vielen Fragen überfordert. Grundsätzliche Fragen waren schwer beantwortbar: neben dem 'richtigen Handeln' stellten sich einerseits Fragen betreffend die eigene Herkunft und die Funktionsweise des Lebens (biologische Zeugung und biologisches Wachsen sowie Krankheiten und das Sterben), andererseits Fragen betreffend die Funktionsweise natürlicher Phänomene (das Verschlingen des Feuers, die Ursachen für heftiges Wetter mit Stürmen, Blitzen, Donnern, Schauern und Überflutungen oder die Bewegungen der Himmelskörper).
Diese Fragen waren damals physikalisch unmöglich beantwortbar. Das Wissen bezüglich Elementarteilchen, Physik, Chemie, Genetik, Stoffwechsel, Evolution, Gravitation und Kosmologie lagen in weiter zukünftiger Ferne. Zu unsichtbar und unentdeckt waren die kleinsten Teilchen und Teilchenkompositionen, deren Kräfte und Zusammenspiel jegliches Entstehen, Verändern und Vergehen bewirken, zu weit entfernt waren die Himmelskörper, um sie ohne Technologie zu erforschen.
Unweigerlich entstanden lange andauernde Irrtümer.
Und schliesslich war da noch das eigene Denken, das die Menschen nicht als physikalischen Vorgang erkennen konnten. Das denkende Ich schien ihnen als etwas vom Körper Gesondertes und Unabhängiges zu sein, etwas Immaterielles, Geistiges.
In sämtlichen Kulturen entstand zusätzlich zur physikalisch wahrgenommenen Realität unausweichlich eine erklärende Metaphysik: die Annahme unsichtbarer, meist personifizierter Kräfte, die für alles zuständig sind: immaterielle Geisterwesen und Gottheiten, die in Abbildungen eine Gestalt erhielten.
Im Weltbild der Tora/Bibel ist das Himmelsgewölbe von Wasser umgeben (Genesis 1.6-8):
Dann sprach Gott: »Im Wasser soll ein Gewölbe entstehen, eine Scheidewand zwischen den Wassermassen!« So geschah es: Gott machte ein Gewölbe und trennte so das Wasser unter dem Gewölbe von dem Wasser, das darüber war. Und Gott nannte das Gewölbe Himmel.
Die Existenz von metaphysischen Entitäten (Gottheiten) führte zu neuen Fragen: wo waren sie, und was taten sie? Kannten sie Momente des Ausruhens? Wie sind sie organisiert, und welche Gottheit koordiniert alles und bestimmt über andere? Kümmern sie sich um alle und alles? Hat ihre Wirk- und Einflusskraft Grenzen oder ist sie grenzenlos, allmächtig?
Diverse Kulturen beschrieben variierende Lebens- und Beziehungsverhältnisse zwischen den immateriellen Kräften, die oft in einem von der Erde gesonderten Jenseits zu Hause waren.
Eine der grundsätzlichsten Fragen war "woher stammt all dies, das Weltall?" Die Antwort war eine Fortsetzung der schon getätigten gedanklichen Schritte: es musste durch eine Schöpfergottheit geschaffen worden sein.
Schöpfungsmythologien bestehen in sehr vielen Kulturen.
Auch bei der Schöpfungsmythologie der abrahamitischen Religionen ist eine gewisse chronologische Übereinstimmung mit der wissenschaftlichen Kosmologie und Erdgeschichte feststellbar. In dieser monotheistisch angedachten Religion mit einem einzigen Schöpfer und Gestalter finden sich allerdings eine Vielzahl von anderen Wesen ohne irdischen Ursprung (Heiliger Geist, Erzengel, Engel, Dämonen, Teufel).
Auffallend ist, dass der Sternenhimmel in allen Richtungen von Wasser umgeben ist, dass das Licht am 1. Tag, aber Sonne und Sterne erst am 4. Tag entstanden, und dass am 3. Tag auch die Pflanzen schon einen Tag vor der Sonne geschaffen wurden.
Schliesslich, nachdem für alles Grundsätzliche eine Erklärung gefunden worden war, verblieb noch eine wesentliche Frage: was war davor?
Hier hat die monotheistische Religion gegenüber der griechischen Mythologie einen schwer zu lösenden Nachteil. In der griechischen Schöpfung existierte Materie schon immer als Chaos und organisierte sich. Die Frage in der monotheistischen Religion "wer hat den Schöpfergott geschaffen?" hat nur eine mögliche Antwort: "Niemand, es muss ihn schon ewig gegeben haben." Somit muss diese Gottheit ewig gewartet haben, und entschied sich "dann" spontan zur Schaffung des materiellen Weltalls.
Als Teil der Metaphysik entstand in vielen Kulturen zusätzlich zum Geister- und Gottglauben ein Seelenglaube.
"Man sagt mir, dass ich eine Seele habe und dass ich unsterblich bin - Ich habe eine Vorstellung und eine Empfindung dazu. Meine Empfindung scheint mir zu beweisen, dass ich tatsächlich eine Seele habe und unsterblich bin."
In den unterschiedlichen Kulturen entstanden höchst widersprüchliche Ideen betreffend ein diesseitig wiederkehrendes oder jenseitig stattfindendes, erinnerungs- und damit persönlichkeitsgebundenes Leben nach dem Tod.
Dieses Leben nach dem Tod war je nach Vorstellung körperlos oder mit dem alten, einem erneuerten oder einem ganz neuen Körper.
Nicht nur zwischen den Religionen sondern auch innerhalb von Religionen bestand und besteht bei Erklärungsversuchen Uneinigkeit über den Entstehungsprozess der Seelen, den Zeitpunkt der Entstehung, die Vereinigungsprozedur und den Vereinigungsmoment einer Seele mit dem menschlichen Körper, und auch darüber, ob es sich um physikalisch feinstoffliche Körper oder um völlig immaterielle Entitäten handelt.
Entsprechend vielfältig sind sowohl die Kulte und Kultstätten als auch die Meinungsverschiedenheiten zwischen Theologen.
Kultstätten und Vorstellungen bezüglich eines Lebens nach dem Tod: Ägypten, China, Mesoamerika, Hinduismus, Islam, Christentum
In vielen Kulturen findet sich auch die Vorstellung einer ständigen Präsenz der Verstorbenen sowie einer ständigen Möglichkeit einer Kontaktaufnahme in Form eines geistigen Besuchtwerdens, einer gedanklichen Unterhaltung oder eines möglichen Unterstütztwerdens.
"Man sagt mir, dass ich mit Verstorbenen in Kontakt treten kann - ich habe eine Vorstellung und eine Empfindung dazu. Meine Empfindung scheint mir zu beweisen: ich kann mit Verstorbenen in Kontakt sein, und ich kann mir sogar konkrete Antworten vorstellen". Wahrscheinlichere Gründe für die Empfindung wie die Wirkweise von Suggestionen werden selten in Betracht gezogen.
Parallel zu religiösen Realitätsdeutungen entstanden diverse physikalische Mythen, die die Faszination verstärken. Diese wurden weitererzählt, geglaubt und vielfach verbindlich. An ihnen wird in aktuellen Religionen bis heute festgehalten.
Himmelskörperbewegungen - Astronomie oder Astrologie?
Astronomie war eines der ersten wissenschaftlichen Betätigungsfelder. Bei genauem Beobachten des Himmels konnte sachlich festgestellt werden, dass sich fünf der kleinen, leuchtenden Objekte vor dem Hintergrund der Fixsterne bewegen. Diese Bewegungen wurden notiert und analysiert. Gleichzeitig musste zu frühen Zeiten auch dieses Phänomen im Zusammenhang mit Gottheiten stehen. Dementsprechend waren Astronomie und Astrologie bis in die Neuzeit nicht getrennt
Noch heute besitzen unsere Planeten und Zwergplaneten die Namen von Gottheiten, welche früher die natürlichen Vorgänge und die Geschicke der Menschen zu beherrschen schienen.
Auch wenn an diese Gottheiten heute nicht mehr geglaubt wird, und sie demnach "aufgehört haben zu existieren", blieb der Glaube an die Wirkkräfte bis in die Gegenwart erhalten.
Blitze und Donner wurden als Beispiel einer physikalischen Fehlinterpretation im Christentum und teilweise im Judentum (AT) für den Zorn Gottes verwendet (Ex 9,24 EU 2 Sam 22,15 EU; Hi 37 EU; Ps 18 EU), für das Strafgericht Gottes (Sach 9,14 EU), für Gottes Offenbarung an die Menschen (Ex 20,18 EU; Offb 4,5 EU), für das Kommen des Menschensohnes (Mt 24,27 EU; Lk 17,24 EU), für das Fallen des Satans (Lk 10,18 EU) und für das Wesen der Engel und Auferstandenen (Hes 1,14 EU; Dan 10,6 EU; Mt 28,3 EU).
In der griechischen Antike waren die Blitze dem Zeus als Blitzschleuderer zugeordnet, bei den Römern dem Jupiter. Ein Blitzbündel in der Hand als Attribut des Blitzewerfers findet sich in literarischen Quellen (bspw. bei Homer) und auf Darstellungen seither.
Die Etrusker sahen in Blitzen Orakel, durch die sie die Gegenwart und Zukunft deuten konnten. Schon zwischen 800 und 600 v. Chr. wurden Blitze kategorisiert. Nur die Priester (Haruspices) waren zur Deutung der Blitze gemäß der Blitzlehre befugt.
Die Germanen deuteten den Blitz als sichtbares Zeichen dafür, dass Thor (Donar) seinen Hammer zur Erde geschleudert hatte. Bei den baltischen Völkern war es der Gewittergott Perkūnas.
In der frühindischen, vedischen Religion wird Indra als der höchste, kriegerische Gott des Himmels vorgestellt, der Gott des Sturmes und des Regens, „ohne den kein Sieg möglich ist, den man im Kampfe anruft“. Seine Waffe ist der Donnerkeil, mit dem er Dämonen tötet und gefallene Krieger wieder zum Leben erweckt.
Der japanische Shintō-Gott Raijin (japanisch 雷神 Donner-Gott) wird in der Regel mit Donnertrommeln dargestellt und ist im japanischen Volksglauben von Bedeutung.
Bei den Azteken wurde der Wettergott Tláloc (auch Nuhualpilli oder Cocijo, bei den Maya Chaac) als Spender von Leben und Nahrung verehrt sowie gefürchtet wegen Hagel, Blitz und Donner. Als eine der ältesten und wichtigsten Gottheiten des präkolumbischen Mesoamerika verlangte er wie die meisten aztekischen Gottheiten (analog zu den meisten frühen Kulturen weltweit) Menschenopfer, bevorzugt Kinder, die man ihm in verschiedener Form darbrachte (meist auf umwölkten Berggipfeln oder durch Ertränken in Gewässern).
Kirchtürme wurden als häufig höchstes Bauwerk vieler europäischer Städte besonders oft von Blitzen getroffen. Christliche Kirchen versuchten schon früh, durch Beten das Eintreten der schädlichen Auswirkungen von Blitzen zu verhindern. Aus der Zeit vor dem 18. Jahrhundert kennt man zudem magischen Blitzschutz: am Turm des Stephansdoms in Wien wurde z.B. 1551 auf den acht obersten Fialen des Turms je ein Hirschgeweih angebracht, weil dies nach dem damaligen Aberglauben gegen Blitzschlag schützen würde. 1840 wurden die Geweihe im Zusammenhang mit Sanierungen wieder entfernt.
Heute ist es für die allermeisten Menschen selbstverständlich, dass Blitze-schleudernde Gottheiten nicht existieren. Ein Schlussfolgern, dass diese existieren müssen, weil sie in nahezu sämtlichen Kulturen in ähnlicher Gestalt vorkamen, ist heute nicht mehr naheliegend.
Was dennoch überdauerte ist die weitverbreitete Ansicht, dass eine Gottheit in konkreten Situationen einen jeweils guten Grund hat, vor Blitzschäden oder anderen dramatischen Ereignissen zu schützen oder nicht zu schützen.
2020, Baltimore, Kirchturmbrand nach mutmasslichem Blitzschlag. "Wir preisen Gott, dass niemand verletzt wurde, und vertrauen Gott beim Wiederaufbau."
Metaphysik hat unmittelbare Folgeerscheinungen:
In Anbetracht der Macht von Gottheiten entstanden Emotionen: Enthusiasmus, Hoffnungen und Wünsche, Unsicherheiten und Ängste, Ehrfurcht und Gottesfurcht, sowie das Empfinden religiöser Gewissheit (überzeugtes Glauben).
Emotionen erhöhen die Bestätigung der scheinbaren Realität von Gottheiten: eine Betrachtung mit einer authentischen Empfindung "Gelobt sei Gott, er hat es regnen lassen und meint es demnach gut mit uns" muss scheinbar wegen der Empfindung wahr sein: "Mein authentisches Empfinden beweist eindeutig, dass die Gottheit tatsächlich existiert." (Zirkelschluss)
Die Echtheit der religiösen Empfindungen zu analysieren war zu Frühzeiten nahezu unmöglich.
In frühen Zeiten genügte die Tatsache der mangelnden Argumente: Glaube war alternativlos. Es gab keine anderen Erklärungen für das Beobachtete. Erst viel später würden wissenschaftliche Entdeckungen bis anhin Unverstandenes erklären und die Notwendigkeit und auch die Richtigkeit metaphysischer Erklärungen relativieren. Bis heute besteht bei vielen Menschen eine grosse, oft unbewusste Angst, metaphysische Annahmen loszulassen. Zudem ist dieses Festhalten verknüpft mit der nachweislich irrtümlichen Annahme, dass man aus einer Empfindung auf Wahrheit schliessen kann.
In der Absicht, die fiktive(n) Gottheit(en) günstig zu stimmen, unterhielt man sich mit einer jeweiligen Gottheit. Es entstanden Symbole, Kultgegenstände, Kultstätten sowie Dankes- und Opferrituale.
"Man sagt mir, dass ich mich mit einem Gott unterhalten kann. Ich tu dies und habe dabei eine Empfindung. Meine Empfindung scheint mir zu beweisen: ich unterhalte mich tatsächlich mit diesem Gott".
(Häufig ausser Acht gelassene Ursachen für die Empfindung einer Gottesverbindung: eine suggestive Empfindung einer tröstlichen Zuversicht, einer Erleichterung im Anschluss an Sorge und Angst, ein sichereres Gefühl, wenn man einer unsichtbaren Macht dient, damit diese wohlgesonnen bleibt. Es scheint sicherer zu glauben als nicht zu glauben, zu verehren als nicht zu verehren, zu opfern als nicht zu opfern. Hoffen und Glauben erleichtert beschwerliche Stunden. Etwas zu glauben und zu tun, weil viele andere es tun, führt zudem zu sozialer Bestätigung, zu wohltuender Aufmerksamkeit, Verständnis, Sympathie und Zuwendung. Mit dem Gott meiner Vorstellung habe ich jemanden, der mich fürsorglicher und freundlicher behandelt, als ich es in meiner Umgebung erlebe, Wenn ein Glaube sogar noch einen lieben Vater, eine liebe Mutter und einen lieben Bruder oder Freund 'schenkt', an die ich mich jederzeit wenden kann, entsteht eine ideale Metaphysik, wie sie sich aus dem Christentum entwickelte: der liebe Gott Vater, die liebe Mutter Maria, und der liebende Jesus.)
Aus Enthusiasmus* und Enttäuschung, immer wieder aufzubauender Hoffnung und schmerzhafter Ernüchterung besteht der Kreislauf, in dem sich metaphysisch ausgerichtete Menschen wiederfinden: wie oft sie auch beten, büssen und sogar opfern: abgesehen von der Hormonausschüttung während den enthusiastischen Phasen des Hoffens und rituellen Zelebrierens tritt keine nachhaltige Lebensverbesserung ein, weder über die Jahre, noch über die Jahrzehnte, Jahrhunderte und Jahrtausende. Das Eintreten der Positiv- und Negativereignisse erfolgt unabhängig von der Intensität religiöser Aktivität und hat andere Ursachen.
Wenn etwas das Leben zumindest materiell annehmlicher gemacht hat, dann sind es die Errungenschaften der Physikwissenschaft während den vergangenen 400 Jahren sowie die unabhängig von den metaphysischen Institutionen formulierten Menschenrechte.
*Enthusiasmus, altgr. ἔνθεος, aus ἐν, en, „in“ und θεός, theós, „Gott“, sowie "-mus" "hineingesteigert".
Ein Hadern mit einer Gottheit oder ein Bemängeln kann innerhalb metaphysischer Logik nur zu unguten Folgen führen: Sanktionen und Bestrafungen seitens dieser Gottheit. Daher muss das Wohlwollen einer machtvollen Gottheit zwingend angezielt und aufrechterhalten werden.
Auch bei schlimmen Ereignissen muss demnach der Gottheit gedankt werden. Dies kann erreicht werden, indem man sich bedankt, dass es nicht noch schlimmer wurde. Man muss und kann sich bedanken, sogar beim allerschlimmsten Vorstellbaren. So bedanken sich z.B. religiöse Eltern im Fall von tödlich verunglückten oder gar missbraucht ermordeten Kindern für die gütige Aufnahme im entsprechenden Paradies, wo es diesen Kindern nun besser geht.
Es gibt nichts, was sich ereignen könnte, wofür man sich bei einer Gottheit nicht auf diese Weise bedanken kann und auch muss. So bleibt sowohl die Gunst dieser Gottheit als auch der Beweis für deren Existenz gewahrt, sogar wenn Prophezeiungen mehrere tausend Jahre nicht eintreten und sogar im Fall von Völkermord gegen das eigene, von der eigenen Gottheit beschützte Volk.
Die Alternativen kamen früher nicht in Frage: sich gegen eine Gottheit zu stellen bedeutete das existenzielle Risiko einer Strafe Gottes. Würde sich diese Strafe nicht auf mysteriöse Weise ereignen, dann durch die Hände von im Namen der Gottheit handelnden Mitmenschen.
Den Glauben fallen zu lassen war auch rein gedanklich nahezu unmöglich: sämtliche Erklärungen der Realität würden in sich zusammenbrechen. Zudem würde man stark ausgegrenzt.
In der Regel beeinflussen Religionen die Realität der Menschen mit Belohnungsversprechungen und mit einschüchternden Gefügigkeitsstrategien (Strafandrohungen), u.a. mit anbindender Verpflichtung zu Ritualen in sämtlichen Lebensphasen.
Beispielsweise wurde im Christentum für Geld ein Sündenerlass angeboten. Seit dem 15. Jhd. konnten Nachkommen sogar einen Ablass für Verstorbene kaufen. Der Petersdom in Rom (1506-1635) wurde zum Teil mit solchen Einnahmen finanziert. Diesbezügliche Kritik trug zur Reformation bei und damit zu einer weiteren Spaltung der christlichen Gemeinschaft (ab 1517), gefolgt von lange währenden Unruhen, einem 30-jährigen Krieg (ab 1618) und zu massenhaften Tötungen und Ausgrenzungen.
Im Zusammenhang mit Machtkämpfen kann es zu Kriegsaufforderungen im Namen einer Gottheit kommen, in der Regel vermischt mit weltlichen Herrschaftsmotivationen, z.B. Kreuzzüge ("Gott will es"), Islamischer Staat (Dar-al-Harb).
Auch Androhungen gehen meistens über irdische Bestrafungen hinaus: ewige Qualen nach dem Tod.
Während Wissenschaft mit eindeutigen Antworten zunehmend einigt, tendieren Religionen sehr stark zu Uneinigkeit, Abspaltungen und Konflikten.
Willkürlich wird Religion zu regionaler oder ethnischer Identifikation: wo ich hineingeboren wurde, befindet sich die wahre religiöse Auffassung, befindet sich DIE religiöse Wahrheit.
Ebenso willkürlich werden Ereignisse gedeutet: Erfolge und Erträge als Gottes Güte, Misserfolge und Schicksalsschläge als Gottes Strafe.
Allein in der 1 km2 kleinen Altstadt Jerusalems befinden sich vier nach Religionen unterteilte Stadtteile mit ca. 15 Organisationen der Abspaltungen der abrahamitischen Religion und mit über 500 Kultstätten. Alle sind sie vom eigenen, exklusiven Wahrheitsbesitz überzeugt und alle von ihnen waren früher stark verfeindet, einige sind es noch heute.
Allein die selber abgespaltene römisch-katholische Kirche listet über 20 frühe Abspaltungen als Häresien (siehe auch hier). Nicht einberechnet sind dabei die heute weiterhin existierenden weit über 100 Abspaltungen unterschiedlichster christlicher Glaubensauslegungen. Als weltliche Gesetze gegenüber den Kirchen Glaubensfreiheit herausbedingten, nahmen die Abspaltungen rasant zu.
Metaphysik behauptet anfänglich eine grundsätzliche Wahrheit (z.B. Gott existiert und X ist sein Prophet oder sein Sohn). Im Anschluss entstehen über die Jahrhunderte bis zu Hunderte von Konfessionen (Glaubensrichtungen), von denen sich keine einzige bewahrheitet. An den ursprünglichen Behauptungen wird festgehalten, fragwürdige Überlieferungen oder aktuelle Ereignisse werden umgedeutet. |
Die Physikwissenschaft gelangt über Jahrhunderte von unterschiedlichen Thesen mittels Prüfung und Loslassen zu einem einzigen Modell, das sich bewahrheitet (z.B. Teilchenphysik) und das die gesamte Realität erklärt. |
Bei Uneinigkeiten streiten und bekämpfen sich die Menschen (globales gegenseitiges Bekämpfen, Rechthaberei). |
An zwischenzeitlich ungelösten Themen arbeiten die Menschen gemeinsam (globale gemeinsame Lösungssuche). |
Im besten Fall resignieren die Menschen und lassen von anderen als wahr Befundenes friedlich gelten, in der Überzeugung, selber die eigentliche, einzig 'wahre Wahrheit' zu kennen. Dabei bleibt die gesellschaftliche und zwischenmenschliche Spaltung versteckt erhalten. Ein Wiedererwachen von Feindseligkeit ist jederzeit möglich und bleibt bei extremistischen Individuen die Regel. |
Im besten Fall werden auch verbleibende Diskrepanzen gelöst (globale Lösung und Lösungs-anerkennung, gemeinsames Weltbild). |
Letztlich ist Metaphysik nicht ein eigentlicher Ursprung von Spaltungen und Gewaltanwendung, sondern einzig ein einzelner Aspekt von sich irrender biologischer Intelligenz. Begleitende Irrtümer sind übertriebenes, der menschlichen Natur nicht entsprechendes Verteidigen der eigenen Gruppe sowie ein übersteigertes Streben nach Vorrechten und Besitz und damit nach Macht und Kontrolle.
Diese Webseite wurde mit Jimdo erstellt! Jetzt kostenlos registrieren auf https://de.jimdo.com