4. Das Mittelalter -  metaphysische Wahrheitsdiktatur und wissenschaftliche Stagnation

1. Die Wissenschaft blieb über 1000 Jahre lang ereignisarm

Das Mittelalter (ca. 500 - 1500) war bezüglich Wissenschaft nicht ereignislos, aber ereignisarm

  • Im 13. Jhd. finden sich erste Anfänge des Empirismus. Diese Denkrichtung war wichtig für die um 1600 beginnenden, auf Experimenten aufbauenden, wissenschaftlichen Fortschritte.

 

2. Wahrheitsdiktatur und Wahrheitsbeugung entgegen philosophischer Grundsätze

Das Mittelalter erwies sich als schleichender, extremistischer Rückfall in eine diktatorische, bedrohliche Metaphysik. Die gesamte davon betroffene Menschheit tat sich damit schwer, zumeist ohne selber die Ursachen und Zusammenhänge erkennen zu können.

 

Die Physikwissenschaft würde sich schliesslich um ca. 1600 im westlichen Europa stark beschleunigend fortsetzen. Die Forscher der frühen, westlichen Neuzeit lebten in einer inzwischen alles durchdringenden Glaubensbefehlskultur. Damit hatte die Wahrheitsfindung nicht nur gedankliche sondern auch angewachsene psychologische und emotionale Barrieren zu überwinden.

 

Während in der Antike mittels Denken noch Wahrheiten entdeckt werden konnten, scheint die überstarke, alle und alles vereinnahmende religiöse Prägung im Mittelalter den Menschen diese Fähigkeit in hohem Mass entwendet zu haben. Die Forscher des 16. und 17. Jhd. beschäftigten sich neben dem Wissenschaftlichen noch mit Ideen und Dingen, die den Philosophen der Antike eher fremd waren.

 

Wenn man das Wirken und Schaffen von Sokrates, Platon und Aristoteles mit jenem von z.B. Kepler und Newton vergleicht, fällt bei letzteren eine äusserst hohe Zuwendung zu theologischen Konzepten auf. Viel Raum nahm die Suche nach einer göttlichen Ordnung ein, u.a. in im Kosmos gesuchten göttlichen Harmonien, in biblischen Geheimbotschaften und apokalyptischen Prophezeiungen sowie im Bereich der Alchemie und Astrologie. Im Vergleich mit der antiken Philosophie war solches Forschen stark realitätsverzerrt.

 

Der Durchbruch in das wissenschaftliche Zeitalter gelang weniger wegen klaren sondern trotz stark verwirrten Denkprinzipien, vor allem dank klaren mathematischen Prinzipien und dank Experimenten (Kapitel 5 bis 7). 

 

Während die Philosophie in der Antike für die Menschen eine sachliche Basis geworden war, wurde sie im Mittelalter für eine autoritäre Wahrheitsbeugung instrumentalisiert.

 

Hatte die Metaphysik in der Antike für die Menschen einen Rahmen gebildet, war sie im Mittelalter durch Theologie und autoritäre Dogmen zu einem alles vereinnahmenden Korsett geworden.

 

Während langer Zeit waren die Menschen unter Androhungen zu einem blinden Glauben an mannigfaltige Wunder und zu täglichen sakralen Handlungen gezwungen worden. Da die Weltbilder und auch die Handlungsprinzipien der Menschen damals bis heute stark von der massiven theologischen Wahrheitsbeugung und Wahrheitsdiktatur geprägt waren und sind, ist eine sachliche Betrachtung der damaligen, prägenden Ereignisse von Bedeutung.

 

Wissen entsteht einzig durch detailliertes Betrachten.

Andernfalls bleibt nur der Glaube, man wisse.

 

 

Die grundlegenden Fakten

Die Zeit- und Augenzeugen des Lebens des Jesus 'Christus'

  • Paulus erwähnt in seinen ausführlichen Briefen seitens Jesus weder Zitate noch Gleichnisse noch getätigte Wunder. 
  • Bedeutsam ist, dass Paulus' spätere Briefe die angetroffenen Schwierigkeiten beim Missionieren aufzeigen. Sie enthalten im Vergleich mit den frühen Briefen entsprechend dringlichere (schärfere) Formulierungen und Aufforderungen.
  • Seitens der Bevölkerung (z.B. aus Nazareth und Jerusalem) muss anhand der Erwähnungen in den später entstandenen Evangelien auf eine dortige grundlegende Nichtübereinstimmung und Ablehnung geschlossen werden. 
    Offenbar gab es keine durch Wunder Geheilte oder gar von den Toten Auferweckte, die mit Familienmitgliedern oder anderen Zeugen ein überzeugendes Zeugnis mit Breitenwirkung lieferten. Solches wäre nicht unbemerkt geblieben und eine Generation später nicht abgestritten worden.
  • Seitens der zeitgenössischen antiken Geschichtsschreiber gibt es keine Erwähnung von Jesus. Die Ereignisse um Jesus verursachten demnach zum Zeitpunkt des Geschehens keine besondere Aufmerksamkeit. Jesus war, wie u.a. auch Johannes der Täufer, ein Prediger, der der Elite und dem Volk missfiel und wie manch anderer hingerichtet wurde.

 ___

 

Die späten Aufzeichnungen

 

40 bis 70 Jahre nach Jesu Tod (gemäss neuzeitlicher Forschung) machten es sich schreibkundige Gläubige zur Aufgabe, mündlich Überliefertes niederzuschreiben. Es entstanden mehrere Evangelien (altgr. εὐαγγέλιον euangélion‚ gute Nachricht‘).

  • Die vier heute anerkannten Evangelien wurden ursprünglich in griechischer Sprache und anonym verfasst. Die Namen der Autoren wurden schliesslich bekannten Persönlichkeiten aus dem Umfeld von Jesus (Matthäus und Johannes als dessen Jünger) oder Paulus (Markus und Lukas als dessen Begleiter) zugeschrieben und/oder dienten vom zweiten Jahrhundert an der Unterscheidung.

  • Beim Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte handelt es sich nach übereinstimmender Forschermeinung um die selbe Person.
  • Bei der Offenbarung des Johannes geht die Wissenschaft heute von einer Niederschrift um 95 n.u.Z. und einem nicht mit dem Johannesevangelium übereinstimmenden Verfasser aus dem palästinischen Judenchristentum aus.

Zusammen mit weiteren späten Aufzeichnungen bilden diese Dokumente in unterschiedlicher Anerkennung den Kanon des neuen Testaments (altgr. κανών kanón = Leitfaden, Maßstab / lat. testari = bezeugen)

 

 

Die Probleme der Missionare und das Ausschmücken von Ereignissen

In den Paulusbriefen fehlen jegliche Hinweise auf Wunder, Gleichnisse, Zitate und spezifische Lebensereignisse seitens Jesus. Paulus erwähn nicht einmal den Namen der Mutter Jesu.

 

In Anbetracht der von ihm beschriebenen Schwierigkeiten beim Missionieren macht es keinen Sinn, dass Paulus auf die Erwähnung von Ereignissen, Wundern, Gleichnissen oder Zitaten verzichtete, falls sie ihm von Petrus so überliefert wurden und falls sie demnach tatsächlich stattgefunden hätten. Stattdessen benutzt Paulus eigene Gleichnisse.

 

Insofern ist es naheliegend, dass spätere Missionare beim drohenden Scheitern und wachsenden Widerstand zusätzlicher Überzeugungsargumente bedurften.

 ___

 

Die vier anerkannten Evangelien sind inhaltlich höchst widersprüchlich. 

  • Einheitlichkeit und Eindeutigkeit fehlt weitläufig innerhalb der Evangelien, z.B. betreffend den Namen der Mutter, Jungferngeburt, Geburtsort, früher Wohnort, Aufenthalt in der Wüste, Reihenfolge der Ereignisse und der örtlichen Aufenthalte, Bergpredigt (nur in einem Evangelium), den meisten Wundern (nur eins von über 30 Wundern ist ansatzweise bei allen eindeutig übereinstimmend), ein Lehren mit Gleichnissen (existiert im Johannesevangelium nicht), die letzten Worte am Kreuz (3 völlig unterschiedliche Zitate) und eine physische Himmelfahrt (kommt nur in einem Evangelium vor).
  • Die ersichtliche Übereinstimmung in den Evangelien: Jesus wurde von einer Frau geboren. Deren Mann hiess Josef, und sie lebten zeitweise in Nazareth. Jesus wurde von Johannes dem Täufer getauft und predigte danach selber. Er begab sich mit Jüngern nach Jerusalem, versammelte sich mit ihnen zu einem Abendmahl, wurde von seinem Jünger Judas verraten, von seinem Jünger Petrus verleugnet und im Anschluss gekreuzigt. Dann wurde er von den Toten auferweckt und zeigte sich seinen Jüngern.

Die Übereinstimmungen entsprechen ziemlich genau der Darstellung des Paulus, mit Ausnahme der Erwähnung von Josef, Nazareth, Johannes dem Täufer, Judas dem Verräter und der Verleugnung durch Petrus. Viel davon, u.a. auch der Name der Mutter Jesu, muss im Anschluss an Paulus' Wirken als Überzeugungsmittel für die Bekehrung und gegen Zweifler (Leute aus Nazareth, Schriftgelehrte, Pharisäer) ausgeschmückt worden sein.

 

Mit der Überprüfung der biblischen Inhalte befasst sich u.a. die historisch-kritische Methode. 

 

 

 

Die Diskrepanzen bezüglich Personen und Ereignisse in den 4 Evangelien

 

Das Resultat der Vergleichsanalyse der vier Evangelien ist äusserst ernüchternd.

   

 

Legende

Problematik 

schwarz: alle Evangelisten berichten davon

 

grau: drei von vier Evangelisten berichten davon

= Wahrheitsproblematik für bedeutsame Bibelstellen, z.B. Bergpredigt und wichtige Wunder: warum wissen nicht alle Evangelisten davon?

orange: nur zwei der vier Evangelisten berichten davon

= grosse Wahrheitsproblematik bei zentralen Bibelstellen

rot: nur ein einziger der Evangelisten berichtet davon

rot hinterlegt: Evangelisten widersprechen sich

= absolute Wahrheitsproblematik: zwei entgegengesetzte Tatsachenbeschreibungen können nicht gleichzeitig wahr sein.

schwarz hinterlegt:

Pseudoevangelium (um 600 n. Chr.)

 

Aus dem Pseudoevangelium: ein zentrales Element der christlichen Feier, das sich bis heute erhalten hat. 


 

Mk

Mt

Lk

Jh

Maria

Ja

Ja

Ja

 

war Jungfrau, als sie mit Jesus schwanger war.

 

Ja

Ja

 

Sie wurde vom Erzengel Gabriel besucht und über die bevorstehende Geburt informiert.

 

 

Ja

 

Maria besuchte Elisabeth, die Johannes den Täufer gebärt.

 

 

Ja

 

Josef,

Ja

Ja

Ja

Ja

aus Nazareth,

Ja

x

Ja

Ja

leiblicher Nachkomme von König David mit nicht übereinstimmendem Stammbaum,

 

Ja

Ja

 

wollte Maria nicht blossstellen und beschloss die Trennung.

Im Traum erschien ihm ein Engel und hielt ihn davon ab.

 

Ja

 

 

Josef zog mit Maria nach Bethlehem, um sich in die Steuerliste einzutragen.

 

Ja

ja

 

Maria ritt auf einem Esel.

-

-

-

-

In Bethlehem wurde Jesus geboren.

 

Ja

ja

 

in einem Stall, zwischen einem Esel und einem Ochsen.

-

-

-

-

Variante 1, Lukas:

Weil in der Herberge kein Platz war, legte Maria das Kind in eine Krippe,

 

x

Ja

 

Ein Engel erschien Hirten und verkündete die Geburt des Retters.

Ein himmlisches Heer erschien und lobte Gott.

Die Hirten begaben sich zur Krippe.

 

 

Ja

 

 

 

 

 

 

Variante 2, Matthäus:

Sterndeuter aus dem Osten erkundigten sich in Jerusalem bei Herodes nach dem Ort des neugeborenen Königs der Juden.

Gelehrte nannten Bethlehem als prophezeiten Ort.

Die Sterndeuter begaben sich dorthin, der Stern zog vor ihnen her.

 

Ja

 

 

Sie fanden das Haus (und nicht eine Krippe)

 

Ja

x

 

mit dem Neugeborenen, huldigten und beschenkten es.

Ein Engel warnte Josef im Traum, dass Herodes Jesus töten will und wies Josef an, nach Ägypten zu fliehen.

Josef, Maria und Jesus reisten nach Ägypten und begaben sich nach dem Tod des Herodes

 

Ja

 

 

nach Nazareth, um die Prophezeiung zu erfüllen.

x

Ja

x

x

Als 12-jähriger blieb Jesus 3 Tage von seinen Eltern fern und beeindruckte die Tempellehrer.

 

 

2,47

 

Jesus liess sich von Johannes dem Täufer taufen.

Ja

Ja

Ja

Ja

Eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn.

Ja

Ja

Ja

 

Bei Johannes dem Täufer handelte es sich um die Wiederkunft des Elija

 

17,13

 

 

Am Tag nach seiner Taufe bestimmte Jesus seine ersten Jünger.

x

x

x

Ja

Der Geist führte Jesus nach der Taufe in die Wüste, wo Jesus 40 Tage ohne Nahrung blieb.

Ja

Ja

Ja

x

Der Teufel führte Jesus mehrmals in Versuchung, Jesus widerstand, der Teufel liess von ihm ab.

Ja

Ja

Ja

 

Engel kamen und dienten Jesus.

Ja

Ja

 

 

Jesus begann zu predigen.

Ja

Ja

Ja

Ja

Jesus begab sich nach Nazareth in die Synagoge.

Nach anfänglicher Zustimmung der Anwesenden erzürnte er sie beginnend mit „kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.“

Ja

Ja

Ja

 

Dennoch heilte Jesus in Nazareth einige Kranke.

Ja

Ja

x

 

Die Menschen aus Nazareth versuchten Jesus zu töten.

x

x

Ja

 

Jesus vollbrachte viele Wunder, bevor er seine ersten Jünger bestimmte.

x

x

Ja

x

Bevor Jesus seine ersten Wunder vollbrachte, bestimmt er seine ersten Jünger.

Ja

Ja

x

Ja

Anzahl Wunder in den einzelnen Evangelien

22

9

10

8

- Die frühe, erste Verwandlung von Jesus (sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht), es erschienen Mose und Elija sowie die leuchtende Wolke mit der Stimme Gottes

 

17,3

 

 

- Jesus lief über das Wasser

Ja

Ja

 

Ja

33 Wunder kommen in jeweils nur einem Evangelium vor, z.B.

17

4

6

6

- Die Stilllegung des Sturms auf dem See

Ja

 

 

 

- Auch Petrus lief über das Wasser

 

Ja

 

 

Totenerweckung, über die einheitlich berichtet wird

x

x

x

x

- Totenerweckung der Tochter des Jaïrus

ja

 

 

 

- Totenerweckung des Jüngling von Naïn

 

 

ja

 

- Totenerweckung des Lazarus in Bethanien

 

 

 

ja

Zentrale Bibelstellen ohne Übereinstimmung

 

 

 

 

- Die Bergpredigt

 

Ja

 

 

- Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

 

18,20

 

 

Jesus lehrte mit Gleichnissen.

Ja

Ja

Ja

x

21 Gleichnisse kommen nur in jeweils einem Evangelium vor..

1

9

11

 

Jesus begab sich nach Jerusalem

Ja

Ja

Ja

Ja

Auf einem Eselsfohlen

Ja

Ja

Ja

 

unter öffentlichem Jubel

Ja

Ja

 

 

Der Ölberg

 

 

 

 

Jesus reist am Ölberg vorbei.

Ja

 

 

 

Jesus benutzte den Ölberg einzig zum Übernachten.

 

 

Ja

1x

.Jesus lehrt auf dem Ölberg seine Jünger.

 

Ja

 

 

Im Tempel

 

 

 

 

Jesus vertrieb dort Händler und Spieler schon Wochen oder Monate früher.

X

X

X

Ja

Jesus vertrieb nach der Ankunft mit Gewalt Händler und Spieler.

Ja

Ja

Ja

x

Jesus lehrte im Tempel.

Ja

 

Ja

Ja

Es fand ein Abendmahl statt.

Der Jünger Judas verriet Jesus.

Der Jünger Petrus verleugnete Jesus.

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Jesus wurde gekreuzigt.

Ja

Ja

Ja

Ja

Jesu letzte Worte waren

 

 

 

 

- „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Ja

Ja

x

x

- „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“

x

x

Ja

x

- „Es ist vollbracht!“

x

x

x

Ja

Da riss der Vorhang im Tempel in zwei Teile von oben bis unten

Ja

Ja

Ja

 

Ein Soldat stiess mit der Lanze in seine Seite, Blut und Wasser floss heraus.

 

 

 

Ja

Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich. Die Gräber öffneten sich und die Leiber vieler Heiligen, die entschlafen waren, wurden auferweckt. Nach der Auferstehung Jesu verliessen sie ihre Gräber, kamen in die Heilige Stadt und erschienen vielen.

Pilatus veranlasste, das Grab zu bewachen.

Ein gewaltiges Erdbeben rollte den Eingangsstein weg.

 

Ja

 

 

Jesus wurde von den Toten auferweckt.

Ja

Ja

Ja

Ja

Jesus erschien Maria und Maria Magdalena

Ja

Ja

 

Ja

und weiteren Zeugen.

Ja

 

Ja

 

Jesus erschien den Jüngern.

Ja

Ja

Ja

Ja

in Jerusalem,

Ja

x

Ja

Ja

über 100 km von Jerusalem entfernt auf einem Berg in Galiläa.

x

Ja

x

x

Jesus fuhr physisch in den Himmel auf.

 

 

Ja

 

Die Prophezeiung, dass Jesus innerhalb einer Generation zurückkehrt.

13,30

24.34

21,32

 

 

In Anbetracht der enormen Widersprüche und der grundsätzlich mangelnden Übereinstimmung in den Evangelien muss geschlussfolgert werden:

  • Über das Leben von Jesus war wenig bekannt, genauso wenig über Aussagen von Jesus.
    • Wunder hat er gemäss Augenzeugenberichten (Petrus gegenüber Paulus) keine vollbracht.
    • Wenn Orte und Ereignisse widersprüchlich sind, können vorgebliche Aussagen und Reden Jesu unmöglich authentisch sein.
    • Jesus war ein Prediger, der missfiel und hingerichtet wurde. Im Anschluss entstand der Mythos einer Auferstehung, wobei nur ein Evangelium von einer physischen Auferstehung (Himmelfahrt) berichtet. Paradoxerweise begegnete Jesus dem Paulus und gemäss Paulus auch vielen anderen lange nach der Auferstehung und "Himmelfahrt", was auf die damalige metaphorische Auffassung von Himmelfahrt und Begegnungen hinweist.
  • Die Problematik entstand während den mündlichen Überlieferungen und/oder bei den Verfassern der Evangelien: um dem drohenden Scheitern beim Bekehren ihrer Mitmenschen entgegenzuwirken, wurde zu unlauteren Mitteln gegriffen. Der Lebenslauf, das Wirken und die Aussagen von Jesus wurden ausgeschmückt.
    • Zu erfindende Ansprachen (Reden und Gleichnisse)
    • Wunder
    • Das Konstruieren von Verbindungen zu Ereignissen und Prophezeiungen innerhalb der Tora.
      Vor allem Matthäus hatte sich darauf spezialisiert: die Jungfrauengeburt (Jesaja 7.14), die Nachkommenschaft eines Messias von König David (Jesaia 11.1), der Geburtsort Betlehem (Micha 5:2, 1.Sam 17,12), der Kindstötungsbefehl eines Herrschers (Esther 3,1, wobei der durch Matthäus erwähnte Herodes gemäss wissenschaftlicher Geschichtsforschung 4 Jahre vor der Geburt von Jesus verstorben war), die Reise der jungen Familie nach Ägypten (Hosea 11.1), der Wohnort Nazaret, "damit erfüllt werde, was durch die Propheten gesagt ist" (Matthäus 2:23), die Erscheinung des Propheten Elija (Maleachi 4:5), das Einreiten in Jerusalem als König auf einem Esel (Sacharja 9.9), die Bedeutung des Ölbergs (2.Sam 15,30, Sach 14,3-4).
    • Das nachträgliche Konstruieren von Prophezeiungen, z.B. im Zusammenhang mit der Eroberung von Jerusalem und der Tempelzerstörung 70 n.u.Z,, vor der Jesus vier Jahrzehnte zuvor einschüchternd jene gewarnt haben soll, die sich nicht bekehren lassen würden.
    • Weitere bedrohliche Warnungen, die Jesus in den Mund gelegt wurden (z.B. "Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg!"), bis hin zur vermutlich schärfsten Aussage Jesu, die mutmasslich die Christen schützen und Zweifler ängstigen sollte und sich in ähnlichem Wortlaut in drei der vier Evangelien wiederfindet: "Wer aber einen dieser kleinen, unbedeutenden Menschen, die mir vertrauen, (in seinem Handeln oder seinem Glauben) zum Straucheln bringt, für den wäre es das Beste, mit einem Mühlstein um den Hals ins tiefe Meer geworfen zu werden."
  • Dass ein Gott die Schreibenden persönlich inspiriert und angewiesen hat, ist unmöglich. Die in höchstem Mass mangelnde Übereinstimmung und Präzision widersprechen jeglicher Allmacht.
  • Die christlichen Theologen lassen all dies unbeachtet, trotz einer scheinbar auf wissenschaftlichen Kriterien aufbauenden, ja sogar universitären Ausbildung. Theologie dürfte die einzige akademische Fakultät sein, wo Diskrepanz, Wahrheitsausblendung und Wahrheitsbeugung Tradition und wissenschaftlicher Standard sind. 
  • Die Christen und deren Priester wählen aus den Evangelien aus, was ihnen gefällt und blenden die Unvereinbarkeiten aus.

 

Wo hört 'richtiger' Glaube auf, wo beginnt Aberglaube?

  • Den von nun an als Heiden oder im Anschluss an Spaltungen als Häretiker bezeichneten Andersgläubigen werden Götzendienst, Opfermahle und kultisches Verhalten vorgeworfen.
  • Das Christentum entwickelt kultische Salbungen, Weihen, Verheissungen, ein Abendmahlsritual mit Fleischwerdung von Brot, Blutwerdung von Wein, deren Konsum sowie einen Glauben an Prophezeiungen, Wunder, Wunderheilungen und Dämonenaustreibungen.

 

 

 

Die Instrumentalisierung der Philosophie

Als das Christentum um 380 zur römischen Reichsreligion wurde, war das philosophische (unvoreingenommene, logische und begründende) Denken seit über 500 Jahren Standard.

  • Einerseits war dadurch im römischen Reich eine Bereitschaft entstanden, die eigene Mythologie als phantasievolle, alte, unverbindliche Vorstellung früherer Menschen zu betrachten: was in alten Schriften steht, muss nicht unbedingt wahr sein.
    In Anbetracht der normalen, schwierigen Lebensumstände schien ein allgütiger Monotheismus womöglich verheissungs- und hoffnungsvoller.
  • Andererseits war es zwingend, dass dieses neue metaphysische Konzept der philosophischen Logik standhielt.

Zweites stellte die Vertreter der jungen christlichen Religion vor die unlösbare Aufgabe, die Inhalte philosophisch zu begründen.

 

Im frühen Christentum stützte man sich dabei vornehmlich auf platonisches Gedankengut (z.B. Augustinus von Hippo, 354-430), später dem teilweise widersprechend vermehrt auf Aristoteles (z.B. Thomas von Aquin, 1225-1274). 

 

 

Augustinus von Hippo und Thomas von Aquin - im Sinne eines 'Auftraggebers mit Wahrheitsbesitzanspruch' müssen widersprüchliche alte Schriften und neue Dogmen philosophisch begründet werden.

 

 

Verletzung philosophischer Grundsätze und Dogmatisierung

 

Die Fragen waren nun nicht mehr "was ist und wie ist es?", "was ist wahr?" oder "finden wir neue Erkenntnisse, die allfällige Irrtümer berichtigen?" 

Die Betrachtungen waren nun vorwiegend zeitlich rückwärts gerichtet und versuchten, in philosophischer Präzision christliche Schriften und neue Dogmen zu begründen. 

 

Zwei philosophische Grundsätze mussten aufgegeben werden:

  • Skepsis (Überprüfen) sowie entsprechende Zurückhaltung, wo man sich nicht ganz sicher sein kann.
  • Was in alten Schriften steht, muss nicht zwingend wahr sein.

Diese beiden Grundsätze waren unvereinbar mit zwei christlichen Grundsätzen:

  • Jesus war wahrhaftig Gottes Sohn.
  • Was in der Bibel steht, ist wahr.
    (Siehe auch Zirkelschluss der biblischen Wahrheitsdefinition, z.B. im 2. Paulusbrief an Timotheus, 3,16: in der Bibel steht, dass die Bibel von Gott inspiriert  ist (lat. für eingehaucht), also ist sie von Gott inspiriert. Die Autorität der Bibel wird durch ein Bibelzitat begründet. 

Sehr vieles im Christentum erwies sich als widersprüchlich, nicht nachweisbar und nicht eindeutig begründbar. Dennoch musste man sich zu Antworten durchringen. 

 

Dies führte zu einer autoritären Dogmatisierung, oft uneindeutig mit antiker Philosophie begründet und begleitet von Uneinigkeit, Streit und Abspaltungen.

 

 

(altgr. δόγμα, dógma: Meinung, Lehrsatz; Beschluss, Verordnung)

 

autoritäres

Dogma

 

Es ist so“

und wer es anders sieht, wird bestraft

 

(„...obwohl wir uns bei genauer Betrachtung nicht sicher sein können.“)

 

  

Die theologischen Grundsätze des Christentums wurden an Konzilien (lat. Rat, Zusammenkunft) und Synoden (altgr. Treffen, Zusammenkunft) diskutiert und festgelegt. 

Philosophisch diskutierte metaphysische Standpunkte an diversen Konsilien
Philosophisch diskutierte metaphysische Standpunkte an diversen Konsilien

 

Im philosophischen Sinn (ganzheitlich durchdenkendes Überprüfen) hätten viele der Fragen als nicht beantwortbar offen gelassen oder niedergeschriebene Ereignisse als teilweise unwahrscheinlich und teilweise unmöglich und unwahr abgelehnt werden müssen.

 

Diese Optionen gab es bei der Staatsreligion Christentum nicht.

 

Uneinigkeiten und Abspaltungen als Folge der Unvereinbarkeit

von philosophischer Präzision mit theologischer Wahrheitsbeugung 

 

 

Im Verlauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte waren logische Fragen aufgekommen, zu denen sich offenbar weder Jesus selber noch die Autoren der Evangelien Gedanken gemacht hatten.

 

Streng philosophisch betrachtet bestanden in vielen Bereichen unlösbare Definitionsschwierigkeiten:

 

 

Übersicht 

  1. Die grundsätzlichen Wahrheitsprobleme der Bibel: was unmöglich wahr sein kann

  2. Das unbegründbare Verstummen Gottes und die Kanonisierung der Schriften

  3. Die nicht gelungene und nicht dogmatisierte Begründung der Menschwerdung Gottes

  4. Philosophische (theologische) Probleme bei einem Monotheismus mit Dreifaltigkeit, Engeln, Teufel und Dämonen

  5. Das philosophisch unlösbare Erklärungsproblem: warum existiert Böses in der Realität eines allmächtigen, allgütigen Schöpfergottes

  6. Zwingende, aber unmöglich korrekte Definitionen im Zusammenhang mit der  Gottesgeburt

  7. Widersprüchliche Definitionsversuche für die menschliche Seele

  8. Biblische Unklarheiten und theologische Uneinigkeiten bezüglich des Auftrags von Jesus

  9. Die Sakramente-Problematik: theologische Konflikte und belastende Konsequenzen

  10. Göttliches Recht und Zinsverbot

  11. Die ausbleibenden Versprechenserfüllungen und Leidenslinderungen 

 

 

1. Die grundsätzlichen Wahrheitsprobleme der Bibel: was unmöglich wahr sein kann

 

  

Die Diskrepanzen zwischen den Aussagen der Zeitzeugen und den Evangelien

 

Siehe oben.

 

 

Die Physik der biblischen Schöpfung entspricht nicht der Realität

 

Z.B.

  • Gott schuf zuerst die Pflanzen und erst im Anschluss die Sonne (1.Mose 1,11-16)

 

 

Die Schöpfung aus dem Nichts

 

Im Gegensatz zur griechischen Mythologie, wo Materie schon immer bestanden hatte, stellte sich bei der Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments die theologisch und philosophisch nicht lösbare Frage, was Gott vor der Schöpfung der Materie tat. Er muss sich nach ewigem Warten um 3470 v. Chr.* spontan entschieden haben, die räumliche, materielle Realität zu schaffen

 

*gemäss Isaac Newtons Studie der biblischen Stammbäume im Abgleich mit astronomischen Ereignissen

 

Der abrahamitische Schöpfergott schuf im Anschluss an eine völlig tatenlose "es gibt nur mich"-Ewigkeit vor c.a. 5490 Jahren die Erde und die Menschen
Der abrahamitische Schöpfergott schuf im Anschluss an eine völlig tatenlose "es gibt nur mich"-Ewigkeit vor c.a. 5490 Jahren die Erde und die Menschen

 

In Auseinandersetzung mit der antiken Philosophie, gemäss der unmöglich aus nichts etwas entstehen kann (ex nihilo nihil fit*) definierten frühe christliche Theologen ab ca. 150 die Schöpfung aus dem Nichts (creatio ex nihilo),

 

Melissos, ca. 490-430 (hier im Original), sowie  u.a. auch Aristoteles, 384-322

 

 

Zwischen Noah und David entsteht nach der Sintflut innert  maximal 1000 Jahren (ca. 22 Generationen) die gesamte Menschheit neu 

  • Schon nach 9 Generationen entscheidet sich Gott, weltweit sämtliche Menschen ausser Noahs Familie zu töten.
  • Nach dieser Sintflut dauert es 9 Generationen bzw. 290 Jahre bis zur Zeugung Abrahams (die einzelnen Zeugungsalter sind in der Tora aufgeführt).

Als die christlichen Theologen am Ende des 4.Jahrhunderts mit der Dogmatisierung begannen, war nicht nur das hellenistische Reich bis zum Indus und das römische Reich bis nach Schottland bekannt. Es war die Zeit als im Nordwesten die Goten, Kelten, Angeln und Sachsen und vom Nordosten her die Hunnen vordrangen. Bekannt war auch, dass südlich von Ägypten weitere Stämme existierten (siehe z.B. die Exkurse des Ammianus Marcellinus (ca. 300-395).

 

Was in der geographischen Kurzsichtigkeit der Tora (bzw. des christlichen Alten Testaments) noch möglich schien, war beim Bestimmen der christlichen Theologie am Ende des 4. Jahrhunderts unmöglich:

  • dass durch die biblische Sintflut die gesamte Welt inklusive Pyrenäen, Alpen und Balkan überwässert und sämtliche Lebewesen getötet wurden,
  • dass seit der biblischen Sintflut bis zu David innert 23 Generationen und maximal 1000 Jahren aus den drei Familien von Noahs Söhnen Sem, Ham und Jafet so viele und grosse, zumeist verfeindete Völker entstanden waren, mit dermassen unterschiedlichen Sprachen, Schriften, Glaubensrichtungen, Kulten, Kultbauten, Kulturgeschichten und sogar Hautfarben.
Die Welt nach biblischer Beschreibung, 1000 Jahre nach der Sintflut: die Nachkommen von Sem (grün), Ham (blau) und Jafet (rot), inklusive schwarzhäutige Nubier.
Die Welt nach biblischer Beschreibung, 1000 Jahre nach der Sintflut: die Nachkommen von Sem (grün), Ham (blau) und Jafet (rot), inklusive schwarzhäutige Nubier.

Mit solchen Unmöglichkeiten beschäftigte sich die frühe christliche Theologie nicht.

 

 

Theologische Metaphysik

Wenn wir etwas für wahr hielten,

was sich nun als unmöglich wahr erweist,

dann sehen wir darüber hinweg.

 

 

 

 

 

 

2. Das nicht begründbare Verstummen Gottes und die Kanonisierung der Schriften

 

Diverse Menschen hatten im Verlauf der ersten Jahrhunderte über Jesus geschrieben, allesamt mit Begeisterung und Überzeugung, wobei keiner ausser Paulus einen nachweislichen Zugang zu Augenzeugen hatte. Demnach mussten die anderen Schriftenersteller von Gott "inspiriert" worden sein (siehe auch "Wort Gottes").

 

Vom 2. Jahrhundert an, als es den Kern der Religion zu finden galt, schwieg der scheinbar allmächtige Gott, der bis vor Kurzem noch durch brennende Büsche, durch Engelsbotschaften, durch prophetische Zungen und durch Inspiration von auserwählten Schreibkundigen kommuniziert hatte.

Als es um das Existenzielle, um Wahrheit und einen zukünftigen gemeinsamen Glauben und den versprochenen tausendjährigen Frieden ging, blieb Gottes Hilfeleistung als Zuflüsterer den christlichen Theologen und Versammlungen gegenüber aus. 

 

Die christliche Theologie hat keine Antwort auf die Frage warum.

 

Im philosophischen Zeitgeist der Spätantike war es allem Anschein nach nicht mehr möglich aufzutreten und zu sagen "diese Nacht hatte ich eine Eingebung Gottes oder den Besuch eines Erzengels: die Schriften von W sind wahr und von Gott inspiriert, die aktuellen Interpretationen von X sind korrekt, die Schriften von Y und die Interpretationen von Z sind es nicht."

 

Damit war die Zeit der wichtigen "Wunder und Offenbarungen" vorbei.

  

Da aus der Sicht und in der Wahrnehmung der christlichen Anführer Gott nun schwieg, welche Texte er inspiriert hatte, mussten Menschen darüber entscheiden: Theologen "kanonisierten" die die Schriften, schufen eine neue Bibel, das neue Testament. Während Jahrhunderten und uneinig bis heute stritten sie darüber, was wahr ist und was nicht, was göttlich inspiriert war und was nicht, was an Niedergeschriebenem gültig und was ungültig ist, was an neuen Bestimmungen seitens Patriarchen, Päpsten und Zusammenkünften zutreffend ist (Gottes Wille) und was nicht.

 

 

   

 

3. Die nicht gelungene und nicht dogmatisierte Begründung der Menschwerdung Gottes 

 

Warum hatte Gott (scheinbar spontan) entschieden, sich selber gebären zu lassen? Warum genügte es ihm nicht mehr, durch brennende Büsche und Engelserscheinungen zu sprechen oder durch prophetische Zungen oder durch Federn und Tinte von Schreibkundigen zu kommunizieren? 

 

Dies ist die zentralste Frage des Christentums: ihre eigene Begründung, die Begründung für die Menschwerdung Gottes. Diese Frage musste unbedingt theologisch sinnvoll und nachvollziehbar beantwortet werden.

 

Ein "so ist es nun mal" genügte vor dem Hintergrund der philosophischen Denkkultur nicht mehr.

  1. Gemäss Origineses (185-ca. 253) war die Inkarnation notwendig, weil Gott nicht anders dem sinnlichen Aufnahmevermögen des Menschen verständlich würde.

    Gegenargument: ein allwissender, allmächtiger Gott muss, um dies zu erkennen, nicht Tausende von Jahren warten (und u.a. zuerst mit einer Flut und ohne Nachhaltigkeit die gesamte Menschheit bis auf eine einzige Familie auslöschen, sein 'eigenes' Volk zweimal in die Verbannung geraten lassen, seine Ankunft prophezeien lassen (Jesaia) und dann nochmals ca. 700 Jahre warten u.s.w.).

  2. In ersten Ansätzen durch Tertullian (ca. 150-220) begründet und durch Anselm von Canterbury (1033-1109) ausgearbeitet ist die Menschwerdung Gottes und der Tod Jesu als Sühneopfer nötig, um eine angemessene Wiedergutmachung für die Verletzung der Ehre Gottes zu leisten, die durch den Sündenfall der Menschen geschehen ist. Für Gott habe es nur die Alternative gegeben „entweder Strafe“ (poena), d. h. die Vernichtung der gesamten Menschheit „oder Wiedergutmachung“ (satisfactio) durch eine die Sünde aufwiegende Ersatzleistung (Satisfaktionslehre).

Hierbei handelt es sich weniger um schlüssige, wahre Antworten, als um die wenigen möglichen Erklärungsversuche von etwas nicht Begründbarem.

  

Philosophisch betrachtet

  • ist keine der beiden Begründungen mit Sicherheit wahr,
  • müssen in Anbetracht eines allmächtigen Gottes solche Rechtfertigungsversuche mit ihrer höchst fragwürdigen Logik skeptisch betrachtet werden.

Zudem können nicht zwei gegensätzliche Erklärungen korrekt sein. Zumindest müsste eine Erklärung als zutreffend bewertet und theologisch dogmatisiert werden. Bei dieser Frage war es nicht so: die fraglichen Erklärungen werden bis heute nebeneinander stehen gelassen.

 

Damit hat die christliche Theologie die für die Glaubwürdigkeit der neuen Religion wichtigste Frage (die Begründung der spontanen, einmaligen Notwendigkeit einer Gottesgeburt) weder eindeutig und überzeugend beantwortet noch dogmatisiert.

 

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Bei vielen anderen, oft deutlich unwesentlicheren Fragen bestimmte eine Mehrheit oder ein Gebieter, was als wahr zu gelten hat. Die jeweils anderen Ansichten wurden als Irrlehre (Häresieverurteilt. Die Lehre der jeweils einen Seite war die Irrlehre der jeweils anderen.

 

Wer den weltlichen Herrscher hinter sich wusste, hatte einen entsprechenden Durchsetzungsvorteil. So bestimmte z.B. Kaiser Theodosius I. 380 über ein neu verfasstes Glaubensbekenntnis: „nur diejenigen, die diesem Gesetz [spezifischen Glaubensbekenntnis] folgen, sollen […] katholische* Christen heißen dürfen. Alle anderen sollen als Häretiker gelten."

So kam es, dass ein weltlicher Kaiser (und nicht Gott oder die anwesenden sakralen "Experten") darüber bestimmte, wer von nun an in Anbetracht entstandener Uneinigkeiten einer Irrlehre angehörte (siehe z.B. Modalismus, Adoptionismus, Markionismus, Doketismus, Subordinatianismus, Arianismus, Gnostizismus und Manichäismus)

 

*altgr. καθολικός, das Ganze betreffend‚ allgemein

 

 

 

4. Der philosophisch (theologisch) unlösbare Monotheismus mit Dreifaltigkeit, Engeln, Teufel und Dämonen

 

Die Ausgangslage im Alten Testament (Tora, Judentum):

  • Im Judentum besteht ein streng monotheistischer Grundsatz: Gott, der allmächtige, allwissende Schöpfer, hat einen sowohl wohlwollenden als auch anklagenden Geist. Es handelt sich dabei um Eigenschaften ohne eigene Identität (bzw. Personifizierung) dieses Geistes, u.a. erwähnt im 2. Satz der Schöpfungsgeschichte "Gottes Geist schwebte über dem Wasser".
  • Polytheistische Erscheinungen sind im Judentum Engel und Dämonen, die Gott untergeordnet sind.

 

Die Ausgangslage im Neuen Testament:

  • Der im Alten Testament verheissene Messias (hebr. Maschiach, "Gesalbter", altgr. Christos, lat. Unctus, u.a. bei Jesaja 9,1-6 um 700 v. Chr.) wurde von Gott als Gott zur Erde gesandt.
  • Der im Neuen Testament beschriebene Heilige Geist kann (muss nicht) als Akteur, als Individuum gedeutet werden. Wesentlichste Erwähnungen:
    • Die Befruchtung, z.B. bei Matthäus, 1.18 "Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes."
    • Das Pfingstereignis, z.B. Apostelgeschichte 2.4: "Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab."
  • In einem einzigen der vier Evangelien befindet sich der Auftrag von Jesus an seine Jünger, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (Dreifaltigkeit) zu taufen (Matthäus 28,19).

 

Grundlegende Fragen, denen sich zuerst die Philosophie und später die Theologie stellen mussten:

  • Handelt es sich beim christlichen Gott um zwei oder drei Individuen? (Muss der Heilige Geist personifiziert werden?)
  • Falls es drei Individuen sind: wurden Christus und Heiliger Geist von Gott geschaffen oder bestanden alle drei schon immer?
Was oberflächlichen Menschen als unwichtig erscheint, ist innerhalb präzisen philosophischen Betrachtens von hoher Bedeutung. Zwei gegensätzliche Dinge können nicht gleichzeitig wahr sein. und auf unwahrem Fundament kann keine Wahrheit aufgebaut werden.
Was oberflächlichen Menschen als unwichtig erscheint, ist innerhalb präzisen philosophischen Betrachtens von hoher Bedeutung. Zwei gegensätzliche Dinge können nicht gleichzeitig wahr sein. und auf unwahrem Fundament kann keine Wahrheit aufgebaut werden.

 

Philosophisch betrachtet bleiben die Widersprüche innerhalb einer Dreifaltigkeit unlösbar.

 

Gott ist sowohl der Vater, als auch der Sohn, als auch der Heilige Geist, und nie nur einer der Dreien. Die Idee, dass Gott eigentlich der Vater ist, widerspricht der Idee, dass Gott nicht der Sohn ist. Sowohl Vater als auch Sohn müssen innerhalb von Gott eine eigene Identität haben.

 

Hier stellt sich auch die eigentliche Vaterschaftsfrage: Der Heilige Geist ist der Befruchter der Gottesmutter, was die zusätzliche Vaterfigur unnötig macht.

Bei drei unterschiedlichen Entitäten wird dies zu einem unlösbaren Problem, denn Jesus hat innerhalb der Dreifaltigkeit zwei Väter: den Heiligen Geist als Befruchter und den Vater dem Namen nach.

Beide "Väter" sind "Gott", wobei dieser "Gott" niemals der Vater allein sein kann, denn er ist zugleich der Sohn.

 

Auf diesem Sachverhalt entstandene Uneinigkeiten:

 

  • Theologische Uneinigkeit bezüglich eines reinen Monotheismus
    • Gegenargument: es darf nicht sein, dass Gott selber leidet bzw. gelitten hat. Diese Überzeugung wurde aus dem Platonismus und Aristotelismus übernommen (Lehre von der Apathie Gottes).
  •  
    • Gegenargument zum Gegenargument: Jesus=Gott, er hatte nur eine Scheinkörper und litt somit nur zum Schein, also ist ein reiner Monotheismus möglich (Doketismus, 2. Jhd.).

 

  • Theologische Uneinigkeiten bezüglich einer vertikalen Hierarchie (ein einziger, wahrer, eigentlicher Gott). 

  • Maria als ChristusgebärerinGott hat seinen Sohn gezeugt und ist ihm übergeordnet.
    • nur Gott ist der einzig wahre Gott, getrennte Natur zwischen Gott und Sohn (Wesenungleichheit), Theologie des Arius (ca. 260–327 n. Chr.), ArianismusArianischer Streit (ab 318)
    • oder: Christus hat zwei Naturen, eine menschliche und eine göttliche. Der Leib von Jesus ist der Tempel, den Gott als Christus benutzt. 
  • Maria als Menschengebärerin: Jesus wurde unter übernatürlichen Umständen als Mensch geboren und wurde bei der Taufe von Gott adoptiert,
    Theologie des Theodotus von Byzanz (um 160 n. Chr.) sowie spätere Adoptionismus-Streitigkeiten.
  • Maria als Gottesgebärerin - die Argumente gegen eine vertikale Hierarchie: 
    • falls Jesus=Geschöpf, ist er selber erlösungsbedürftig
    • nur als schon ewig zuvor bestehender, niemals erschaffener Messias kann Jesus die Menschheit erlösen. Demnach bestand die Dreifaltigkeit schon vor der Schöpfung der Erde und vor der Menschwerdung.

 

  • Theologische Uneinigkeit bezüglich einer horizontalen Hierarchie (Gleichstellung)

Aus diesem kleinen, hierarchischen Betrachtungsunterschied entstand ein heftiger Streit über Jahrhunderte, der bis heute nicht beigelegt ist.

Zusammen mit der Frage der Hierarchie der Bischöfe (sind alle Bischöfe einander gleichgestellt oder ist der römische Bischof der eigentliche Anführer, weil der von Jesus (einzig bei Matthäus 16,18als Anführer bestimmte Apostel Simon (Petrus) nach Rom gereist war?) entstand eine von mehreren grossen Spaltungen:

  • Standpunkt der orthodoxen Kirche (altgr. ὀρθός aufrecht, richtig‘ und δόξα,Verehrung, Glaube):
    • Gleichordnung von Christus und Geist
    • alle Bischöfe sind gleichgestellt.
  • Standpunkt der römisch-katholischen Kirche (altgr. καθολικός, das Ganze betreffend‚ allgemein)
    • der Heilige Geist wirkt durch den Vater und den Sohn
    • der römische Bischof ist übergeordnet.

 

  • Theologische Uneinigkeit bezüglich der menschlichen und/oder göttlichen Natur von Jesus

 

  • Theologische Probleme bezüglich polytheistischer Erscheinungen im Monotheismus

Zusätzlich zur monotheistisch problematischen Dreifaltigkeit existieren in den Schriften weitere feinstoffliche oder körperlose Wesen, sowohl ohne als auch mit irdischem Ursprung:

  • Die Einordnung von Engeln, Erzengeln, Dämonen und Teufeln in einen scheinbaren Monotheismus. Dies wird von allen Konfessionen einfach hingenommen (was in den Schriften steht, muss wahr sein.)
  • Das noch ausgedehntere Mehrfachkonzept der Heiligkeit: verstorbene Menschen wurden zu Heiligen erklärt. Deren Anbeten, u.a. auch das Anbeten von Heiligenbildern  führte zu Konflikten und zum Konzilbeschluss von 787: Verehrung ja, Anbetung nein.
    In der gelebten Realität werden Heilige bis heute angebetet, insbesondere auch die Gottesmutter Maria.

 

 

 

5. Das philosophisch unlösbare Erklärungsproblem: warum existiert Böses in der Realität eines allmächtigen, allgütigen Schöpfergottes

  • Gott erschuf die Menschen als vollkommene und gütige Geschöpfe, die im Anschluss von sich aus böse wurden (Sündenfall, altes Testament).

Gegenargument: diese Antworten verschieben die Ursachen des Bösen auf Eigenschaften des Geschaffenen (u.a. Stolz, Streben nach Gottgleicheit, Ungehorsam). Auch diese Eigenschaften entsprechen nicht dem Inhalt der Schöpfung eines vollkommenen, allmächtigen und gütigen Gottes.

 

Diese Unschlüssigkeit gilt auch für

  • den Widerspruch der göttlichen Vorherbestimmung (insbesondere Augustinus um 427): das Heil erlangt, wer von Gott zum Heil vorherbestimmt ist.
    Wer sollte sich bemühen, in Anbetracht einer Vorherbestimmung von Ereignissen und von Gut und Böse ?

  • den Versuch einer Erklärung durch das Konzept der Erbsünde und die diesbezügliche Dogmatisierung (nicht durch Jesus definiert, sondern ebenfalls von Augustinus ausgearbeitet).
    Das Erbsündenerklärungsproblem bleibt bestehen, denn von einem gütigen, vollkommenen, allmächtigen Gott neu Geschaffenes (also auch jede Seele von Neugeborenen) kann nicht mit einer Sündhaftigkeit oder Schuld behaftet sein.
  • die scheinbar notwendige Seelenreinigung nach dem Tod im Fegefeuer.
  • die Höllenlehre und die Uneinigkeit innerhalb der Christen, ob der dortige Aufenthalt
    • rein seelisch oder auch körperlich ist, 
    • ewig oder zeitlich begrenzt ist
      • Allaussöhnung, Rückkehr aller Geschöpfe zu Gott, z.B. Theologien des Clemens von Alexandria (150–215), Origenes (185–254), Basilius (330-379)
      • oder ewige Verdammnis, z.B. Theologien des Clemens von Rom (50-97) und Augustinus (354-430)

 

 

 

6. Zwingende, aber unmöglich korrekte Definitionen im Zusammenhang mit der Gottesgeburt

 

Hier zeigt sich mit besonderer Deutlichkeit, dass Theologie viel kann, was Philosophie unmöglich könnte, denn Philosophie kennt keinen Raum für Willkür:

  • Jesus als Nachfahre des Königs David

Von Jesus bis zu David bestehen in den beiden Evangelien 15 Generationen Unterschied und keine namentliche Übereinstimmungen. Da sich die Bibel nicht irren kann und darf, musste und muss diese Diskrepanz in der christlichen Theologie ignoriert werden. 

 

  • Ausser bei Lukas hatte die Gottesmutter weder bei Paulus noch bei Petrus noch in den Evangelien eine besondere Beachtung erhalten. Theologisch rückte sie allerdings ins Zentrum.
  • Die Definition der Erbsündenausnahme für die Gottesmutter: als Gottesgebärerin muss sie selber frei von Sünde gewesen sein. Da eine solche Sündenbefreiung im Verlauf des Lebens nicht vorstellbar ist, muss Maria von Geburt an ohne Erbsünde gewesen sein.

    (Demnach war es durchaus in Gottes Macht, beliebig Menschen von der Erbsünde zu befreien und die gesamte Erbsündentheorie wird fraglich.)
  • Die Definition der immerwährenden Jungfräulichkeit von Maria, trotz biblischer Erwähnung von Jesus' Geschwistern. 
    u.a. Markus 6.3: "Ist der nicht der Zimmermann, Marias Sohn und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sin nicht auch seine Schwestern hier bei uns?"

 

 

 

7. Widersprüchliche Definitionsversuche für die menschliche Seele

 

Innerhalb der christlichen Theologie besteht weder Einigkeit noch Eindeutigkeit:

  • Uneinigkeit bezüglich des Entstehungszeitpunkts und der Herkunft der Seelen:
    • vor der Zeugung schon immer existiert (Erklärungsproblematik, da Gott allein schon immer existierte) 
    • während der Zeugung durch die Eltern entstehend
    • oder während der Zeugung durch Gott geschaffen (Konflikt mit dem Erbsündenkonzept sowie Erklärungsdilemma für all die Neugezeugten und Neugeborenen ausserhalb des Christentums oder nur schon ausserhalb der eigenen, für wahr betrachteten christlichen Konfession). 
  • Die nicht abschliessend beantwortete Frage, ob Seelen ein Gedächtnis haben (z.B. Origineses (um 200), Augustinus (um 400), und auch Leibnitz (um 1700).

 

 

 

8. Biblische Unklarheiten und theologische Uneinigkeiten bezüglich des Auftrags von Jesus

 

Paulus' Briefe sind an frühchristliche Gemeinschaften ausserhalb von Jerusalem gerichtet und beinhalten einen schlichten Auftrag: Abwendung von Götzentum und Unzucht sowie Zuwendung zum Christentum, zu sittlichem Verhalten, Liebe, Glauben und Gebet. Wesentlich mehr ist da nicht.

 

 

 Der Auftrag von Jesus an die Jünger, das Abendmahl zu wiederholen, ist nicht einheitlich.

 

Die Beauftragung zur Wiederholung des Abendmahls findet sich u.a.

Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!

  • Die diesbezüglich in grossen Konfessionen wichtigste Formulierung erscheint einzig im Johannesevangelium und steht dort nicht im Zusammenhang mit dem letzten Abendmahl (Jh 6.54):  Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.

Aus christlich-theologischer Sicht muss Gott es unterlassen haben, einige der Evangelisten diesbezüglich zu instruieren bzw. zu inspirieren.

 

 

 Biblische Uneinheitlichkeit bezüglich des Auftrags der Kirchengründung 

 

Dieser Auftrag kommt einzig bei Matthäus (16,18) vor: "Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen." Dieser Satz passt allerdings sprachlich (Wortwahl, Stil) nicht in das entsprechende Evangelium. Die literarische Echtheit des Auftrags  wird von der Forschung aufgrund der Textanalyse in Frage gestellt

 

 

 Der nicht eindeutige Auftrag: verkünden oder missionieren

 

Die konkrete Beauftragung ist erneut unterschiedlich:

  • Markus 16,15-18"Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden. Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden."
    Zusammengefasst:

(Bei dieser Bibelstelle handelt es sich um ein klar nachweisliches falsches Versprechen bezüglich des Heilens und bezüglich der Unverletzlichkeit des Klerus beim Anfassen von Schlangen und beim Trinken von tödlichem Gift.)

  • Matthäus
    • schon vor dem Abendmahl: 10,1-8
      • gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen... 
      • Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe!
      • Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!
    • 28,19-20: "Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe." 
      (im Widerspruch im selben Evangelium, 10,5: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht nicht in eine Stadt der Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.)
      Zusammengefasst:
    • Missionierung
    • Taufe
    • Heilung und Totenauferweckung
    • Exorzismus
  • Lukas  24,47-49 (weniger direkt als Auftrag formuliert): "in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem, seid ihr Zeugen dafür. Und siehe, ich werde die Verheißung meines Vaters auf euch herabsenden." 
    • Verkündung
    • Sündenerlass als automatische Konsequenz
  • Johannes 20,21-23: "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten."
    • Verkündung
    • aktiver Sündenerlass

 

 

8. Die Sakramente-Problematik: theologische Konflikte und belastende Konsequenzen

 

Heil- und Wunderwirkung mit heiligem Wasser, Öl und Handauflegen

 

Gemäss den Evangelien haben die Jünger von Jesus maximal sechs Aufträge erhalten:

  1. Missionierung, gemäss Markus und Matthäus, bzw. Verkündung, gemäss Lukas und Johannes 
  2. Abendmahlwiederholung, einzig gemäss Paulus und Lukas

  3. Sündenerlass, aktiver Sündenerlass einzig gemäss Johannes
  4. Kirchengründung unter der Führung von Simon Petrus, einzig gemäss Matthäus
  5. Taufe, einzig gemäss Markus und Matthäus
  6. Krankenheilung (Handauflegen) und Exorzismus, einzig gemäss Markus und Matthäus und sogar Totenauferweckung,  gemäss Matthäus

Der einzige gemeinsame Nenner ist die Verkündung.

 

Auffallend bei der Ausschmückung des Auftrags in Richtung organisierte Religion ist (wie schon bei der Bethlehemgeschichte) die Prägung durch Matthäus.

 

Jesus gab innerhalb der zentralen kanonischen Schriften keinen Auftrag und damit keine Befugnis und auch keine Aufforderung zu sakralen Handlungen bezüglich 

  1. Rituelle Priesterschaft oder Priesterweihe
  2. Firmung
  3. Eheschliessung
  4. Beichte (Jesus hat gemäss Johannes den Verkündern die Kompetenz des Sündenerlassens zugesprochen, wofür Beichte keine Voraussetzung ist. So formuliert es auch Lukas: Umkehr bewirkt Sündenvergebung.)

Die Pflicht in einigen Konfessionen, das Abendmahl wöchentlich oder gar öfter zu wiederholen, ist auch kein Auftrag von Jesus.

 

Ein Auftrag des organisierten oder geregelten gemeinsamen Betens besteht nicht.

Den Auftrag des Betens des Vaterunsers erteilt Jesus einzig bei Matthäus 6,9-13 und in gekürzter Form bei Lukas 11,2-4. Hierbei handelt es sich zudem nicht um einen Auftrag an die Jünger sondern um einen Hinweis an die Menschen.

Ebenso gibt Paulus Hinweise bezüglich Zusammenkünfte (allerdings keinen Auftrag): Wenn ihr zusammenkommt, trägt jeder etwas bei: einer einen Psalm, ein anderer eine Lehre, der dritte eine Offenbarung; einer redet in Zungen und ein anderer übersetzt es. Alles geschehe so, dass es aufbaut. (1.Kor 14,26)

 

Über die Jahrhunderte entstanden,

  • sei es abgeleitet von Jesus' Aussagen in einzelnen Evangelien
  • und/oder in Weiterführung abergläubischer Traditionen,

eine Vielzahl von rituell ausgeschmückten, sakralen Aktivitäten, die von Konfessionen teilweise dogmatisiert wurden (Sakramente), teilweise abgelehnt wurden, und teilweise entgegen das Gutheissen der Konfessionen im Volk praktiziert wurden.

 

Die Reformation hinterfragte im 16. Jhd. einen grossen Teil der paganen Rituale, die alle im Zusammenhang mit heiligen Berührungen, Formulierungen, Bildern, Hüten, Roben, Kruzifixen, Gebetsketten, Kerzen, Stäben, Örtlichkeiten, Altären, Statuen, Reliquien, Sarkophagen, Prunk, Glanz, Wassern, Rauch und Salben stehen.

 

Es entstanden die evangelischen Kirchen, die sich einzig auf das in den Evangelien Geschriebene berufen, mit ihrerseits wiederum unterschiedlichen theologischen Meinungen und Abspaltungen.

Sind Verehrungen, Sakrilegien, Berührungen, Salbungen, Räucherungen, Weihen... notwendig?

Ginge es womöglich auch mit weniger? Oder sogar ganz ohne?

 

Pompöse und (im Anschluss an die Reformation) schlichte Ritualität
Pompöse und (im Anschluss an die Reformation) schlichte Ritualität

 

Weder das alte noch das neue Testament kennt den Begriff des Sakraments.

 

Die bindende Bedeutung der Sakramente (rituelle Handlungen) und die Radikalität derer Konsequenzen machte die theologische Definition der Sakramente zu einer zentralen und zum Teil todernsten Sache: Bei Nichtübereinstimmung oder Nichteinhaltung gingen die im Namen Gottes angedrohten Konsequenzen 

    • von Ausgrenzung 
    • über Bekenntnis- und Ausführungszwang unter Hinrichtungsandrohung 
    • sowie einer garantiert verweigerten Aufnahme in den Himmel und dementsprechend eines ewigen Erleidens von Höllenqualen
    • bis hin zu Hinrichtungen und Kriegshandlungen.

Ob gewollt oder ungewollt herbeigeführt, die Sakramente führen die Gläubigen in eine alternativlose psychische und auch materielle Abhängigkeit von der organisierten Kirche: gemäss wichtigen christlichen Theologien kann ein Mensch nur innerhalb der organisierten Kirche in Verbindung mit Gott bleiben und ein unbeschadetes irdisches Leben finden, sowie eine Aufnahme in den Himmel und das Vermeiden ewiger Höllenqualen.

 

 

 Auch bei den Sakramenten gelang keine philosophische und theologische Einigkeit:

 

 

Die theologischen Uneinigkeiten bezüglich der Anzahl der Sakramente und deren Verbindlichkeit: 

 

1. Die Weihe (Priesterschaft)

Das Weihesakrament gilt als Voraussetzung zur Spende von Sakramenten. Es besteht Uneinigkeit, wer zur Ausführung von Sakramenten befugt ist.

  • Es gibt keine Weiheanweisung von Jesus und damit auch keine Begründung für ein Weihesakrament. Das Argument Priestertum aller Gläubigen der Reformation stellt sowohl die Ritualität als auch die hierarchische Organisation der alten Kirchen in Frage.
  • Das Gegenargument der alten Kirchen, das Episkopat, erklärt die Auftragshierarchie, nicht aber den fehlenden Auftrag zum Weihen: ein (ohne Auftrag von Jesus geweihter) Bischof steht in seinem Amt in der direkten, ungebrochenen Nachfolge der Apostel und damit von Jesus; jeder wurde von seinem Vorgänger berührt und damit ermächtigt, beginnend bei Jesus
  • Die gegenseitige Nichtanerkennung dieser ungebrochenen Nachfolge zwischen den Konfessionen ist eine mögliche Konsequenz.
  • Paulus selber sah diese episkopale Weiheerfordernis nicht: er hat sich selbst legitimiert und suchte die Nähe zu den Jüngern erst nach drei Jahren des Lehrens und Missionierens (Selbstbeauftragung des Paulus, Galater 1,17). Aus der Sicht der frühen Theologie war  Paulus nicht geweiht und damit nicht  legitimiert
  • Die erwiesene Wirkungslosigkeit der Priesterweihe: z.B. ist die in der römisch-katholischen Kirche feststellbare Priesterkriminalität auffallend und ausserordentlich, von einfachen Priestern bis zu Kardinälen, in allen Lebens- und Deliktbereichen, kleinräumig und global (u.a. Finanzkorruption, Kooperation mit und Unterstützung von faschistischen und verbrecherischen Diktatoren, Zurückhaltung bei Feststellung von schlimmer Kriminalität, Pädophilie).  

 

 

2.  Die Taufe

Die Taufe wird unterschiedlich beurteilt, was bei spezifischen Interpretationen zu Verfolgungen und Hinrichtungen führte (Täuferbewegung). Diverse Konfessionen lehnen die Taufe ab.

  • Radikale Konsequenz der Dogmatisierung: Eltern diverser Konfessionen, deren Neugeborenes vor der Taufe stirbt, müssen damit leben, dass ihr Kind nicht in den Himmel aufgenommen wird und dementsprechend in alle Ewigkeit die Qualen der Hölle erleidet. Solche Kinder durften zudem nicht auf dem Friedhof beigesetzt werden.
  • Wirkungslosigkeit, keine irdische Wirkung: das Leben von Getauften kann nicht als besser beobachtet werden als das Leben Ungetaufter. Das Versprechen im Markus-Evangelium "Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet"  kann sich nicht auf das irdische Leben beziehen.

 

 

3. Die Salbung (Firmung)

Die Bibel kennt weder eine solche Salbung und/oder Glaubensbestätigung (Firmung) noch einen Auftrag. Innerhalb der Konfessionen wird sie sehr unterschiedlich gehandhabt (zum Zeitpunkt der Taufe oder des Erwachsenwerdens) und gilt in bedeutenden Konfessionen nicht. Die Firmung geht wirkungs- und spurlos an den Gefirmten vorbei: sie lassen sich firmen, freuen sich in heutiger Zeit über die Firmgeschenke, und das Leben geht unverändert weiter.

 

 

 

4. Die Eucharistie (Danksagung, Abendmahl, landläufig auch 'Gottesdienst')

  • Aus einem "tut dies zu meinem Gedächtnis" seitens Paulus und Lukas (22,19–20), entstand eine liturgisch ausgeschmückte, strikt geregelte Eucharistie.

 

 

5. Die Eheschliessung

Die Bibel kennt keinen diesbezüglichen Auftrag an die Apostel oder die Kirche, weder bei Paulus noch in den Evangelien. Die Kirche übernimmt ab dem frühen Mittelalter mit dem Zerfall staatlicher Autorität zunehmend die Aufgaben der Ehestiftung und der ehelichen Rechtspflege. (Siehe diesbezügliche wissenschaftliche Analyse, Seite 6).

 

Das persönliche, kirchliche Legitimieren der Ehe wurde von den Kirchen erfunden. Sie begründeten das Ritual erst im 12. Jhd. mit Bezugnahme auf einen diesbezüglich nichts rechtfertigenden Satz in Paulus' Epheserbrief 5.32: "...die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und auf die Gemeinde". (Siehe in derselben Analyse, Seiten 4 und 5.)

  • Neuzeitliche Inkonsequenzen: was früher wahr und verbindlich war (Gottes Wille, theologische Entscheidung), wird unter öffentlichem Druck in gewissen Konfessionen relativiert (z.B. gleichgeschlechtliche Ehe).
  • Die Tatsache, dass das Ehesakrament keine Wirkung zeigt: kirchliche Ehen wurden zwar eine nahezu ausnahmslose Selbstverständlichkeit und die Menschen blieben früher aus Notwendigkeit oder Angst vor Ausgrenzung oder angedrohten Höllenqualen zusammen. Aber weder Gott noch die Kirche vermochte Frauen vor grober Dominanz der körperlich überlegenen Männer zu schützen. Gott 'verzichtete' darauf, die Frauen zu beschützen und die Kirche konnte es nicht. Trotz Verheissungen und Segen waren die Ehen jener Zeit alles andere als harmonisch.
    Heute ist eine übergeordnete Harmonie oder Beständigkeit kirchlicher Ehen im Vergleich mit rein standesamtlichen oder sogenannten 'wilden' Ehen (Konkubinat) nicht feststellbar. Die Weihe und Segnung ist wirkungslos.

 

 

6. Die Beichte

Die Beichte wird unterschiedlich gehandhabt und gilt in wichtigen Konfessionen nicht als Sakrament, wird also nicht praktiziert.

  • Der Auftrag seitens Jesus fehlt. Sündenerlass (Joh 20.23Lk 24.7) setzt keine Beichte voraus. Es besteht zudem
  • das Problem der Wirkungslosigkeit
  • das Problem der Wiederholungstäterschaft
    • das Verzeihen und indirekte Akzeptieren von Wiederholungstaten
    • die Gewissenserleichterung (Linderung für den Täter ohne Linderung für die Opfer)
    • im Zusammenhang mit dem Beichtgeheimnis das uneingeschränkte Problem der priesterlichen Mitwisserschaft und Mitverantwortung
    • die hohe Gefahren- und Tatenvertuschung gegenüber der Bevölkerung und dem Staat

 

 

7. Die Krankensalbung (u.a. letzte Ölung, Sterbesakrament)

Die Krankensalbung erhielt erst im 9. Jhd. den Sakramentstatus, mutmasslich nicht aus biblischer und theologischer Notwendigkeit heraus, sondern zur Festigung der Religion (viele Christen hätten diese Praxis aus Unwissenheit oder Sorglosigkeit aufgegeben und gingen stattdessen zu Wahrsagern und Zauberern).

  • Zu radikalen Konsequenzen führt dieses Sakrament als "letzte Ölung" im Zusammenhang mit dem Tod: falls kein Geweihter (Legitimierter) herbeigerufen werden kann, bleibt der Sterbende in Sünde und ihn erwartet eine wesentlich höhere Strafe und Qual, als wenn Salbung, Busse und Vergebung vor dem Tod stattfinden können.
  • Die Ausführungsform mutet besonders 'heidnisch' an (profan, pagan, trivial, abergläubisch), z.B. in der römisch katholischen Kirche:
    • Im Haus des Kranken soll wenn möglich ein mit einem weißen Tuch bedeckter Tisch für die heiligen Öle, Kerzen, ein Kruzifix und ein Gefäß mit Weihwasser mit Aspergill oder einem Zweig zum Besprengen mit Weihwasser bereitgestellt werden.
    • Verwendet wird am Gründonnerstag geweihtes "Krankenöl" (Olivenöl, erlaubt ist ein Hinzufügen von Zirbelkiefernöl) 
    • Es werden Augen, Ohren, Nase, Mund und Hand gesalbt (bis 1925 auch Füsse und Nieren).
  • Bei der Krankensalbung ist keine Heilwirkung feststellbar, die über normale Placebo-Effekte hinausgeht. Die Erfolgsquote des diesbezüglichen Versprechens im  Markus-Evangelium (16.18) liegt weit unter einer praktischen Nützlichkeit: "Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: [...] die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden." 

    Stünde da "durch einige jener, die zum Glauben gekommen sind" und/oder "einigen Kranken", wäre dies vom Wahrheitsgehalt her im Rahmen des Placebo-Effekts noch diskutabel - doch dann fehlt der Nutzen für all die anderen bekehrten Leidenden, die mit solchen Aussagen zur Bekehrung motiviert wurden.
    Die Aussage "die Kranken ... werden gesund werden ... durch die, die zum Glauben gekommen sind" ist eindeutig ein falsches Versprechen (hier der Originaltext in altgriechisch und lateinisch).

 

Allein schon dieses eindeutig gebrochene Versprechen stellt nicht nur philosophisch oder theologisch sondern absolut die Glaubwürdigkeit jeder Weihe und Segnung, jeglichen Handauflegens, Bewässerns, Salbens oder Beräucherns und damit jedes anderen Sakraments als völlig wirkungslos in Frage.

Genauso fraglich in Anbetracht der statistisch erfassbaren Wirkungslosigkeit der Sakramente ist die Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit der Bibel als Ganzes und damit jegliches kirchliche Selbsternennen, Bestimmen, Verfügen und Amten, sei es seitens der alten oder seitens der evangelischen Konfessionen. 

 

 

Ökumene: die unterschiedlichen Konfessionen bemühen sich um eine Wiedervereinigung oder zumindest um eine Wiederannäherung
Ökumene: die unterschiedlichen Konfessionen bemühen sich um eine Wiedervereinigung oder zumindest um eine Wiederannäherung

 

 

 

10. Diverse theologische Rechts-Definitionen und willkürliche Veränderung

 

 

 

Das Hauptproblem für die Menschen:

 

11. Warum wird es nicht bessertrotz Gottesallmacht und Gottesgüte

(Diese Erwartung war für die frühen Christen eine Selbstverständlichkeit. Erst als sie ausblieb, passte sich die Theologie dieser Tatsache an und verschob je länger desto mehr die Erfüllung sämtlicher Versprechungen Jesu auf das Leben nach dem Tod.)

  • Die Menschen stellen das Ausbleiben der Minimalversprechungen fest:
    • Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet! Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet (Mt 7,7-8)
    • Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! (Lk 6,38)

Jährlich verhungern Millionen von missionierten Gläubigen und Menschen, die sich unmittelbar dem Christentum zuwenden würden, wenn die Inhalte und Versprechungen der Bibel vertrauenswürdig wären.

  • Auch die Maximalversprechungen, die sich ganz eindeutig auch auf das irdische Leben beziehen, finden keinerlei  Entsprechung:
    • Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. (Mt 18,19)
    • Alles, um was ihr in meinem Namen bitten werdet, werde ich tun (Jh 14,13) sowie analoge Wiederholungen in Jh 14,14, Jh 15,16, Jh 16,23
    • ...und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen. Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet - glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil. (Mk 11,23-24)
    • Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier nach dort! und er wird wegrücken. Nichts wird euch unmöglich sein. (Mt 17,20-21)

bei gleichzeitiger Feststellung, dass es Nicht- und Andersgläubigen sowie Unredlichen nicht schlechter, teilweise sogar wesentlich besser ergeht:

  • Warum haben viele tugendhafte, tiefreligiöse Menschen so schlimme Lebensläufe und Lebensenden, nicht besser als jene von Rücksichtslosen, Nichtpraktizierenden oder Andersgläubigen?
  • Warum ereignen sich besonders schlimme Schicksalsschläge ohne erkennbaren Unterschied bei rechtschaffenen genauso wie bei unredlichen Menschen, unabhängig davon ob sie religiös, in anderen Religionen oder areligiös sind?

    Wie auch bei der Krankensalbung wird im ganz Allgemeinen willkürlich jegliche Lebensumstandsverbesserung einer Gottesgüte und Gottesallmacht zugeschrieben, während jede Lebensumstandsverschlechterung eine theologisch festgelegte Boshaftigkeit oder (Erb)Sündhaftigkeit der Menschen verantworten muss, ungeachtet der individuellen Redlichkeit, Religiosität und Lebensführung und auch ungeachtet offensichtlicher kindlicher Unschuld.
  • Die theologische und philosophische (oder auch simpel logische) Betrachtung des Problems von Gottes Inkonsequenz: wenn Gott Maria von der Erbsünde befreien kann, warum befreit er nicht alle Menschen? Gott fehlt es an Allmacht, oder er ist ignorant und boshaft (hilft nicht, wo er helfen könnte), oder er wurde von den Menschen erfunden und existiert nicht. Siehe auch theologische Widerspruchsfreiheit, fehlende Gerechtigkeit Gottes, nicht feststellbare Gottesbarmherzgkeit. 
Schuf Gott den Menschen nach seinem Abbild, oder schufen die Menschen Gott nach ihren Vorstellungen? Wahrheitsprüfung in Anbetracht der Widersprüche und Diskrepanzen metaphysischer Ideen im Realitätsabgleich.
Schuf Gott den Menschen nach seinem Abbild, oder schufen die Menschen Gott nach ihren Vorstellungen? Wahrheitsprüfung in Anbetracht der Widersprüche und Diskrepanzen metaphysischer Ideen im Realitätsabgleich.

 

Deutlich zutreffender erklären heute Astrophysik, Evolution, Genetik, Metabolismus und Sozialwissenschaften sowohl das Dasein als auch Ursachen und Auswirkungen.

 

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Die Aussagen von Jesus, von den Berichterstattern, von Theologen und von metaphysischen Philosophen halten einer Wahrheitsprüfung nicht stand, weder bei widerspruchsfreien Formulierungsversuchen noch bei Langzeitbeobachtungen.

 

Die Aussagen von Jesus waren von metaphysischer Herleitung (Tora), von kurzsichtiger Logik sowie spekulativ verheissungsvoll. Sie entstanden ohne genügend ganzheitliches Durchdenken und Prüfen, wobei Jesus nachträglich vieles in den Mund gelegt worden war.

  • Kurzfristig halten die Aussagen der Bibel einer Prüfung nicht stand, weil ein eindeutiges, ganzheitliches Begründen trotz grossem Bemühen nicht möglich ist (theologische Gespaltenheit).
  • In Anbetracht der nachweislich äusserst widersprüchlichen und mangelhaften Resultate im Langzeitversuch erweisen sich die Aussagen mittel- und langfristig als nicht nachhaltig und demnach einseitig falsch.

Der Mensch hat situativ eine Empfindung für Unstimmigkeiten, muss diese Empfindung allerdings dann sachlich überprüfen. Der Mensch hat keinen sechsten Sinn für Wahrheitsempfinden, und genau auf solche enthusiastische Empfindungen stützte sich die anfänglich hoffnungsvolle, junge Religion. Die Absicht war gut, die Motivation hoch, das Hoffen ernstgemeint. Das Resultat war und bleibt desaströs.

 

Die Verantwortung für das viele Schlimme wurde jeweils ausnahmslos individueller Sündhaftigkeit, Umständen oder Dritten zugeschoben, niemals der eigenen Religion oder Gottheit.

 

Theologische Konzepte mit schlimmstmöglichen, furchteinflössenden Androhungen von Kindesalter an. Religion mit ewiger Verdammnis als Befreiung oder viel eher als Verursachung von  Angst und Trauma, Bestrafung und Selbstbestrafung.

 

 

 

 

Gesellschaftliche und machtpolitische Konsequenzen

Nach seiner Etablierung am römischen Kaiserhof verbreitete sich das Christentum als Zwangsreligion im gesamten römischen Reich. Wenige Jahrhunderte später entstand der Islam.

 

Beide beinhalten  einen Missionierungsauftrag. Bei beiden Religionen entstand eine neue Identifikationsform, die Machtbereiche überschritt.

  • Zusätzlich zur Identifikation innerhalb ethnischer Gruppen  oder Herrschaftsregionen identifizierten sich die Menschen nun auch ausserhalb dieser Grenzen aufgrund gemeinsamer religiöser Überzeugungen.
  • Häufig erwies sich religiöse Identifikation sogar als stärker als die Identifikation mit der eigenen Familie und der eigenen Region.

Da bei metaphysischen Grundlagendiskussionen keine Eindeutigkeit erreichbar ist und damit auch keine allgemeine Einigkeit, spalteten sich die Religionen sowohl im Christentum als auch im Islam auf. Weltliche Verfeindungen und Machtkämpfe haben seither zusätzlich zu ihrer ethnischen oder herrschaftlichen (neuzeitlich nationalistischen) Komponente auch eine religiöse Natur.

 

Die theologischen, grundsätzlichen Uneinigkeiten führten schon sehr früh zu grossen, lange währenden Streitigkeiten und grossen Abspaltungen.

  • Die erste (431) und zweite (451) innerchristliche Spaltung
  • Konzilbeschluss zugunsten der Erbsünde und Verurteilung der Leere des Mönchs Pelagius: die menschliche Seele und Natur ist von Gott stammend göttlich, der Mensch ist ohne Erbsünde und kann sich selbstverantwortlich ohne Beihilfe Gottes (und einer Kirche) erlösen. Das Leben des Christus gilt als beispielhaft.
  • Die Abspaltung der Maroniten (680), gemäss deren Überzeugung Jesus zwar eine göttliche und eine menschliche Natur besitzt, aber nur einen göttlichen Willen, sowie die im 16. Jhd. während der Reformation erneut entstandene Diskussion zum selben Thema und die Entstehung des Unitarismus (u.a. Isaac Newton). 

 

  

Die ursprüngliche abrahamitische Religion (das Judentum) bedeutete ethnische Identifikation und  damit Isolierung.

 

Die neuen abrahamitischen Religionen (Christentum und Islam) beinhalten einen Missionierungsauftrag und ziehen keine ethnischen Grenzen.

 

Stand heute: muslimische  sowie einige der über 100 christlichen Abspaltungen weltweit, deren Auftreten seit früher Zeit Identifikation und damit macht- und gesellschaftspolitische Auswirkungen mit sich brachten.
Stand heute: muslimische sowie einige der über 100 christlichen Abspaltungen weltweit, deren Auftreten seit früher Zeit Identifikation und damit macht- und gesellschaftspolitische Auswirkungen mit sich brachten.